Ein großer Erfolg!
Dies trifft für die Präsentation von Fleckvieh-Fleisch ganz genau so zu wie für Fleckvieh in Doppelnutzung. Wenn Gäste mit guten Eindrücken zurück nach Hause fahren, so hat dies garantiert eine positive Langzeitwirkung. Ganz herzlich danken möchten wir an dieser Stelle noch einmal allen Züchtern die als Gastgeber ihren Betrieb vorgestellt haben. Aber ganz genauso herzlich gilt der Dank den Beschickern der Schau in Laasdorf und allen die geholfen haben, dieses Welttreffen der Fleckviehzüchter mit zu gestalten.
Die „Fleckviehwelt“ war im September 2012 nach langer Zeit wieder einmal zu Gast in Deutschland. Neben der leistungsstarken, süddeutschen Population von Fleckvieh in Doppelnutzung, hat sich die Rasse in den letzten dreißig Jahren bundesweit auch in der Mutterkuhhaltung enorm behauptet. Wir betrachten Fleckvieh in Deutschland heute als eine Rasse mit zwei Nutzungsrichtungen in separaten Herdbüchern. Dabei sind die jeweiligen Herdbücher nicht geschlossen und die gegenseitige Eintragung von Tieren ist möglich. Der Bestand von 200.000 Fleckviehkühen in Produktionsherden der Mutterkuhhaltung und gut 12.000 Herdbuchkühen spricht für den erreichten Zuchtfortschritt und die damit verbundene hohe Popularität der Rasse. Auf dieser Grundlage war es selbstverständlich, dass sich erstmals auch die deutsche Fleischfleckviehzucht vom 15. bis zum 19. September vor dem internationalem Publikum eines Weltkongress präsentieren durfte.
Während in Europa eindeutig die „milchorientierte“ Doppelnutzungspopulation der Rasse dominiert, wird in Nord-und Südamerika, Südafrika, Namibia, Australien und Neuseeland vorwiegend Fleckvieh-Simmental als Fleischrindrasse gehalten. Natürlich sind die Zuchtziele weltweit unterschiedlich ausgerichtet, aber es gibt auch eine große Zahl von Gemeinsamkeiten wie Weidetauglichkeit, Mütterlichkeit, Frohwüchsigkeit, Leichtkalbigkeit und Endmastfähigkeit um nur einige zu nennen. Für die deutsche Zucht besteht das Ziel darin, all die genannten Merkmale zusätzlich mit einer genetisch verankerten Hornlosigkeit zu kombinieren. Nun hatten die deutschen Züchter vor dem internationalen Publikum Gelegenheit erstmals ihre Zuchtphilosophie darzulegen und natürlich Tiere zu präsentieren.
Das Programm begann am Sonntag dem 15. September mit einem abendlichen Begrüßungsempfang im Spitzhaus Radebeul. Besser hätte dieser Auftakt nicht gewählt sein können. Bei klarem Nachthimmel und einem weiten Blick auf das nächtliche Dresden und die im Licht schimmernde Elbe bot sich den Gästen ein Eindruck, der sicher lange im Gedächtnis bleiben wird. Daran schloss sich am nächsten Morgen eine wirklich hochinteressante Stadtführung durch Dresden an. Die im Krieg so hart getroffene und in alter Schönheit wiederaufgebaute Stadt mit ihrer beeindruckenden Architektur und Geschichte war, das merkten wir an den Reaktionen der Kongressteilnehmer, die richtige Wahl für den Programmauftakt.
In den folgenden zwei Tagen präsentierten sich Zuchtbetriebe in den mitteldeutschen Zuchtgebieten Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In dieser Region stehen etwa 55 % der Herdbuchpopulation in Deutschland.
Sachsen – KÖG Landwirtschafts GmbH Kleinbardau, Grimma
Der „Mehrfamilienbetrieb“ auf den überwiegend guten Böden der sächsischen Tieflandsbucht bewirtschaftet 2.600 ha vorwiegend im Marktfruchtanbau. Seit über 15 Jahren werden die 120 ha Grünland des Betriebes durch 150 Herdbuchkühe Fleckvieh-Simmental genutzt. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf dem Zuchtviehmarkt. Der Betrieb gehört zu regelmäßigen und erfolgreichen Beschickern der MAR-Bullenauktion in Meißen. Färsen und Jungrinder zu Zucht finden sowohl im Inland, als auch im Export sehr guten Absatz. Zuchtunfähige Jungbullen werden im eigenen Betrieb gemästet und direkt vermarktet. Für den Empfang der Gäste hatten sich die „Kleinbardauer“ allen voran, die Geschäftsführer Achim Altner und Gerald Sinkwitz bestens vorbereitet. Die Herde zeigte sich in optimaler Kondition. Die aktuellen sechs Deckbullen, im Einzelnen Major Sky PP (V. Vitez, VV. Graduate) Frick P (V. Firino P, VV.Figaro P); Pollux P(V. Poldau Pp, VV.Power Gold PP); Bronko P (V. Bruno P VV.Jacob ); Benaldo P ( V.Benzaldik PS , VV. Knox Benz ); Contador PP ( V. V.Colum) wurden ganz hervorragend präsentiert und regten zu einer lebhaften internationalen Diskussion an. Vor allem der auch als KB Bulle genutzte Major Sky PP konnte in dieser leistungsstarken Gruppe durch seine enorme Ausstrahlung punkten.
Sachsen – Thomas Eydner, Flößberg und Lutz Marticke, Schönau
Der noch junge Haupterwerbslandwirt und Betriebsleiter Thomas Eydner empfing die Gruppe gemeinsam mit seinem Züchterkollegen, dem Nebenerwerbsbetrieb Lutz Marticke auf dem Hof der Familie Eydner in Flößberg. Die beiden Nachbarn sind züchterisch bundesweit sehr aktiv und hatten beschlossen, ihre Zucht gemeinsam zu präsentieren. Familie Eydner hat aktuell 235 ha Ackerland unter dem Pflug und nutzt 18 ha Grünland für eine Fleischfleckviehzucht auf hohem Niveau. Thomas Eydner legt sehr viel Wert auf die eingesetzten Herdenbullen. Gegenwärtig sind dies Varius PP (V. Vito, MV. Pluto) und Tayler Pp (V. Curaheen Tyson, MV. Pluto). Darüber hinaus wird über KB zielgerichtet beste deutsche und internationale Genetik eingesetzt. Die zwanzig Herdbuchkühe mit Kälbern bei Fuß wurden einzeln besprochen und hinterließen einen sehr guten Eindruck. So ist es nicht verwunderlich, dass die männlichen und weiblichen Jungtiere ab Hof und über Auktionen überwiegend als Zuchttiere vermarktet werden. „Zuchtnachbar“ Lutz Marticke bewirtschaftet 10 ha im Nebenerwerb und hält 8 Kühe mit Nachzucht. Es bot sich unter den sehr gut miteinander arbeitenden Züchtern an, die Tiere vor den Gästen gemeinsam zu präsentieren. Die Frage, welche Tiere vorgestellt werden sollten, wurde zu Gunsten der neuen Generation entscheiden. Familie Marticke wählte dafür die kleine aber sehr homogene Jungrinderkollektion. Da ausschließlich mit KB gearbeitet wird, war dies züchterisch hochinteressant. Der erste Abend ging mit einem gemeinsamen Grillimbiss auf der Stallgasse, bei angeregter internationaler Diskussion und bei bester Stimmmung zu Ende.
Thüringen – Claudia und Hartmut Pieter, Neustadt/Orla
Der Familienbetrieb Pieter gehört zu den züchterischen Top-Adressen in Deutschland und ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Claudia Pieter ist seit der Gründung die 1. Vorsitzende des Bundesrasseverbandes Fleckvieh-Simmental und es war ihr in dieser Funktion ein ganz besonderes Anliegen, das aktuelle züchterische Niveau von Fleckvieh in Nutzungsrichtung Fleisch im Rahmen des Weltkongress zu demonstrieren. Die Pieters bewirtschaften 170 ha, darunter gut 40 ha Grünland. Für die 35 Herdbuchkühe mit Nachzucht leisten sie sich den „Luxus“ von drei Deckbullen, darüber hinaus wird natürlich auch KB eingesetzt. Die Grundidee hinter diesem hohen Aufwand besteht darin, möglichst für jedes weibliche Tier eine optimale Anpaarung festzulegen. Sehr oft wirken Herden, in denen viele Väter eingesetzt werden, etwas unausgeglichen. Anders in diesem Betrieb, Kühe und Nachzucht beeindruckten durch homogene Spitzenqualität. Die aktuellen Herdenbullen sind Frede P (V. Lykke Basse,VV.Omorga Prinz); Snoopy Ps (V. Cairnview Snazzy, VV.Popes Laird und Carl PP (V. Cimba,VV. Eugen av Rörum). Carl PP wurde darüber hinaus durch den Landezuchtverband (LTR) als KB Bulle ausgewählt. Der Betrieb Pieter ist durch hervorragende Platzierungen auf Landes-und Bundesschauen bekannt und so verwundert es nicht, dass auch hier der Schwerpunkt eindeutig auf der Vermarktung von Zuchttieren im In-und Ausland liegt. Darüber hinaus hilft eine gut organisierte Direktvermarktung auch im Schlachtviehabsatz ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Thüringen – LVV Ökozentrum Werratal und Betriebs GmbH, Vachdorf
Der Betrieb im Südwesten Thüringens ist insgesamt als eine Agrar-Holding-Gesellschaft mit 20 Gesellschaftern konzipiert. In einem durch viele Hanglagen gekennzeichneten, wirtschaftlich benachteiligten Gebiet wird auf einer Höhe über NN 350 bis 500 auf einer Gesamtbetriebsfläche von 1.681 ha Landwirtschaft betrieben. Zum Unternehmensverbund gehört auch die Werratal-Landschaftspflege und Naturfleisch GmbH Vachdorf, die komplett nach den Richtlinien des Anbauverband Naturland arbeitet. In diesem Betriebsteil ist auf 349 ha Grünland die Mutterkuhhaltung angesiedelt. Zu sehen bekamen die Gäste aber alles andere als eine durchschnittliche Produktionsherde. Alle 270 Kühe werden im Herdbuch geführt. Die neun Deckbullen im Betrieb stammen, zielgerichtet angekauft, aus besten Vaterlinien. Die aktuelle Vererber sind Panther (Poldau X Lino); Disco (Atlantis X Supersonic); Kaktus (Konen X Locomotion); Clinton (Cimba X Baso); Helmut (Honannes X Holm Ulrick); Udo PP (H. United X Power Gold); Vesper PP (Vest X Bahama ET); Saphir PP (Strabino X Zwinglos) und Napoleon Pp (Niclas X Rocky). Kühe und Nachzucht waren auch hier, vor allem in ihrer Einheitlichkeit absolut beeindruckend. Sowohl die Kanadier, als auch die Gäste aus Neuseeland hätten am liebsten sofort Tierkäufe realisiert. Es war wohl einzig und allein die große Entfernung die sie davon abhielt. Den Vorteil der Nachbarschaft nutzten in dieser Hinsicht die auch sehr interessierten Züchter aus Tschechien, die sich gleich noch an Ort und Stelle für den Kauf einer ganzen Jungrinderkollektion entschieden.
Sachsen-Anhalt – AG „Wethautal“ e.G., Scheiplitz
In der Agrargenossenschaft im Süden Sachsen-Anhalts spielt die Fleckviehzucht seit gut zwanzig Jahren eine sehr wichtige Rolle. Inzwischen wird das gesamte Grünland des Betriebes, ausnahmslos durch die aus 165 Kühen bestehende Herdbuchherde genutzt. Da eine eigene Endmast und auch Direktvermarktung keine Rolle spielen, liegt der Schwerpunkt eindeutig auf der Produktion von Zuchtrindern. Die oberste Prämisse des Betriebes besteht darin, alle Kühe müssen absolut weidetauglich, mit besten Aufzuchtergebnissen sein. Die zielgerichtete Selektion hat und das wurde von den Gästen mit viel Aufmerksamkeit bewertet, einen einheitlichen und am Markt sehr erfolgreichen „Kuhtyp“ geschaffen. Dies gelingt dem Betrieb durch eine sehr genaue Auswahl der Deckbullen. Das dies bisher sehr gut gelungen ist konnten die Gäste des Weltkongress bei der Besichtigung der Herden feststellen. Auch im Zuchtrinderexport sind die großen und homogen guten Färsenpartien aus dem Wethautal gefragt. Den Betriebsleiter Eckard Kunze und das gesamte Team hat es natürlich auch sehr gefreut, dass die „amtierende Bundessiegerkuh“ LINDA (Pax x Balius) inzwischen in NRW zu Hause, in Scheiplitz gezogen wurde. Der Betrieb ist darüber hinaus in den letzten fünf Jahren auch als Gastgeber der Eliteauktion „Bundesfärsenweide“ bundesweit bekannt.
Mit der Sonderschau „Best of Beef Simmental Germany“ am 18.09.2012 in Laasdorf (Thüringen) gelang den deutschen Züchtern ein international beachteter Erfolg.
Nach der Bundesschau in Berlin, war dieser um 17.30 Uhr beginnende Schauabend noch einmal ein ganz besonderer Höhepunkt. Die Zuchtviehhalle des LTR war mit gut vierhundert Gästen sehr gut besucht und es spricht für den positiven „Lauf“ der Rasse, dass sich die Mehrheit der deutschen Züchter diesen Abend in Laasdorf nicht entgehen lassen wollte. Die Eröffnung des Abends übernahmen der gastgebende Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Thüringer Rinderzüchter (LTR) Erhard Markert und der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Rinderzucht- und Besamungsorganisationen (ASR) Dr. Georg Röhrmoser.
Im Schaugeschehen der deutschen Fleischrinderzucht hat es eine solche „best of“ Schaupremiere bisher nicht gegeben und demzufolge hatten wohl auch alle Beteiligten ein wenig „Lampenfieber“. Aber am Ende hat alles gepasst. Es herrschte eine echte „Eventstimmung“und natürlich besonders wichtig, die Tiere konnten überzeugen. Insgesamt waren neunzehn Zuchtbetriebe aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Bayern mit von der Partie. Den Züchtern gilt allergrößte Hochachtung. Es gab keine Rangierung und damit auch keine Preise und Medaillen zu gewinnen. Die Kosten der Vorbereitung und Schau wurden selbst getragen. Alle hatten das gemeinsame, motivierende Ziel, die deutsche Zucht an diesem Schauabend möglichst gut zu präsentieren. Die 34 Tiere wurden in 16 Gruppen vorgestellt und zeigten sich bestens vorbereitet, in sehr guter Schaukondition. Dabei lag ein ganz besonderer Schwerpunkt auf Familiensammlungen und Nachzuchten. Darunter waren auch Sieger und Reservesiegertiere von Bundesschauen in Berlin und Erfurt u.a. KORA (Samual x Pluto) BRS aus dem Betrieb T. Petzenberger(Thüringen); LINDA (Pax x Balius) vorgeführt von H. Scholl (NRW); ISABO (Baso x Pluto) Familie Pieter (Thüringen); SAKY (Scotty x Palma) aus der Zucht von M. Bock (Sachsen-Anhalt) und BRUNO (Jakob x Palme) BVN (Bayern). Absolut überzeugend in ihrer Fleischleistung und auffallend durch Tiefe und Bemuskelung präsentierte sich die GIGANT-Nachzucht. Der Höhepunkt des Abends war die Vorstellung von drei ausgewählten Vererbern gemeinsam mit ihren Töchtern und Söhnen. Alle drei Bullen hinterließen dabei über ihre Nachzucht einen sehr guten Eindruck. Das waren neben dem Bundessieger Berlin BRUNO und dem Scotty-Sohns SAKY (Bundessieger Erfurt) auch CARL (Cimba x H.United) der neue KB-Champion aus Thüringen. Die Kollektionen zeigten überwiegend Tiere im „oberen mittlerem Rahmen“, tief in der Rippe, bei guter Mittelhandlänge, guten Eutern, guten Fundamenten und natürlich einer ansprechenden Bemuskelung. Selbstverständlich waren alle Tiere genetisch hornlos. Dies entsprach voll und ganz der deutschen Zuchtphilosophie. Diese leistungsstarke Ausgeglichenheit war das Signal, das diese Schau nach außen geben sollte und gegeben hat. Die Präsentation der Schau übernahm ein „deutsch-irisches Team“. Gernot Pohl kommentierte die Tiere im Einzelnen und Gerard Brickley (er war schon Preisrichter der Bundesschau in Berlin) übersetzte in Englisch. Im Namen der internationalen Gäste bedankte sich der amtierende Präsident der Weltsimmentalvereinigung, der Kanadier Bruce Holmquist am Schluss der Veranstaltung bei den Beschickern der Schau und den deutschen Züchtern insgesamt. Der Tag klang aus mit einem tollen Züchterabend. Die ausländischen Gästen die bis dahin dachten, die Deutschen sind ein zu „ernsthaftes Volk, das es nicht versteht auch einmal richtig zu feiern“ zeigten sich ordentlich überrascht.
Die 2009 in Ungarn gegründete EVF-Arbeitsgruppe Beef Simmental nahm den Weltkongress zum Anlass zur diesjährigen Fachberatung.
Neben den etablierten Mitgliedern aus Dänemark, Deutschland, Österreich, Großbritannien, Irland und der Schweiz gehören nun auch die Vertreter aus Tschechien fest mit dazu. Ungarn war leider verhindert und Schweden hat erstmals Kontakt zur Gruppe aufgenommen. Auf Antrag der Arbeitsgruppe gab es einen Wechsel an der Spitze. In Einstimmigkeit sind Henning Hansen aus Dänemark zum Vorsitzenden und Gernot Pohl aus Deutschland zum Sekretär gewählt wurden. In diesem Jahr und das wird wohl auch noch eine geraume Zeit bestimmendes Thema bleiben drehte sich die Diskussion um eine gemeinsame europaweite Zuchtwertschätzung bei INTERBEEF und um erste „Gedankenspiele“ zur genomischen Selektion bei Fleckvieh-Fleisch.
Gernot Pohl