16.- 17. Januar 2016

Die einstimmige Meinung der Züchter und internationalen Gäste: Es hat sich wieder einmal gelohnt nach Berlin zu Kommen. Das Fazit der 5. Bundesschau Fleckvieh-Simmental ist rundum positiv. Die 90 Tiere im Auftrieb boten ein beeindruckendes Bild und einen bis zum Schluss spannenden Wettbewerb.

Der Preisrichter, Michael Robson aus Nordirland, selbst Züchter und Richter mit großer internationaler Erfahrung agierte gekonnt und souverän. Die Richturteile waren schlüssig und wurden detailliert erklärt. Für die Endwertung wurden jeweils die Ia und Ib Preisträger jeder Gruppe berücksichtigt. Alle Prämierungen und die Gesamtrangierung stehen nachfolgend als pdf-Datei zum Download bereit. Die Schau war sehr gut national und international sehr gut besucht, dabei sind ganz besonders die Züchterdelegationen aus Tschechien, Dänemark, der Schweiz und Irland zu erwähnen.

Kategorie JUNGRINDER bis 12 Monate

Im Alter lagen die elf Rinder im Wettbewerb gut vier Monate auseinander. In dieser Entwicklungsphase ist das noch sehr deutlich sichtbar. Aber insgesamt wirkten die Kollektionen dennoch gut ausgeglichen. Michael Robson entschied sich dennoch für die etwas älteren Tiere. Das heißt der Bundesreservesiesieg ging an die Ib Färse der ersten Klasse. Dies war die sehr kompakte und korrekte Malibu-Tochter LUISA. Gezogen und vorgestellt wurde die junge Färse von Tobias Petzenberger (Thüringen). Perfekt vorbereitet konnte LUISA durch sehr viel Tiefe und einen ausgesprochen guten Fleischansatz punkten. Es zeigt sich das Malibu ein Bulle ist der vor allem die Keulenbemuskelung enorm verbessert. Ganz nach vorn gestellt wurde aber am Ende SINA (Eros x Hoeness) aus der Zuchtstätte Hartmut Scholl (Nordrhein-Westfalen). SINA zeigte bei einem Top Exterieur und gutem Rahmen ebenfalls eine beindruckende Fleischleistung. Auch hier war enorme Tiefe zu sehen, darüber hinaus überzeugte sie vor allem auch im Becken und in der Vorhandbreite. Der Preisrichter hob dabei vor allem ihre perfekte Harmonie hervor.

Kategorie JUNGRINDER bis 21 Monate

Mit insgesamt einundzwanzig Tieren im Auftrieb war dies die zahlenmäßig größte Wettbewerbskategorie der Bundesschau. Dem Endausscheid voran ging die Rangierung in vier Klassen, sich hier durchzusetzen war alles andere als einfach. Die erste und älteste Richtklasse bestand aus sechs, insgesamt doch ziemlich homogenen Rindern, die ziemlich eng beieinander lagen. Der Ia Preis ging an die in Rahmen, Breite und Bemuskelung wirklich beeindruckende GABRIELE (Atlas x Gigant), eine farblich gedeckte Färse aus der Zucht von Martin Bürger (Thüringen). Sie stand knapp vor der auf Ib platzierten AMY auch wieder einer Atlas-Tochter aus der Zucht von Marian Tittel (Thüringen). AMY (Atlas x T-Rex)ist eine Färse die durch die Harmonie ihrer gesamten Erscheinung absolut positiv auffällt. Wie bei den jungen Rindern fiel die letzte Entscheidung auch hier zwischen den ältesten Rindern. Das heißt die Ib der ersten Richtklasse konnte sich am Ende vor den Ia aller anderen Klassen durchsetzen. Damit fiel der Bundessiegertitel an GABRIELE und der Reservesieg an AMY, beide Färsen waren 21 Monate alt. Das Ergebnis spricht auch ganz eindeutig für die durchschlagende Erbkraft des KB Bullen ATLAS.

Kategorie tragende FÄRSEN

Es war uns im Vorfeld wichtig, das jedes Schautier in dieser Kategorie garantiert tragend war (TU Ergebnis musste nachgewiesen werden). Im Auftrieb präsentierte sich in zwei Richtgruppen eine wirklich gute Kollektion. Obwohl nur aus acht Färsen bestehend, wurde dem Publikum ein spannender Wettbewerb auf hohem Niveau geboten. In der ersten Gruppe gleich sehr gute, tiefe und beeindruckende Tiere. Aber an der mittelgroßen, bestens bemuskelten Stramin-Tochter Katalog Nr.72 aus der Zucht von Manfred u. Marco Glaser (Brandenburg) führte kein Weg vorbei. Sie erhielt den verdienten Ia-Preis, vor KIM vom Uchtetal (Sirius x Cimba) einer großrahmigen, aber nicht ganz so harmonischen Färse aus der Zuchtstätte Feißel GbR (Sachsen-Anhalt). In der zweiten Klasse gab es eine knappe Entscheidung zwischen der Frede-Tochter Nike vom Rittergut Pieter, gezogen von Claudia und Hartmut Pieter, Neustadt/Orla (Thüringen) und UHA PANDORA aus dem Betrieb Uwe Harstel, (Sachsen-Anhalt). Der Ia-Preis ging an die wirklich enorm überzeugende UHA PANDORA (Emil x Henri). Somit standen diese vier Färsen in dem noch einmal sehr spannenden Endausscheid. Im Vergleich führte aber an der rot gedeckten, mittelrahmigen und überragend bemuskelten UHA PANDORA kein Weg vorbei. mit viel Applaus ging der Titel Bundessieger in dieser Kategorie verdient an die Zuchtstätte Uwe Harstel in die Altmark. Den Titel Bundesreservesieger sicherte sich. Wie auch vom Publikum erwartet die zweijährige NIKE vom Rittergut Pieter (Frede x V. Texas). Auch dies eine Färse mit viel Tiefe, viel Harmonie.

Kategorie KÜHE mit KALB

In der Fleischrinderhaltung gehört die Präsentation von Spitzenkühen mit Kalb bei Fuß zu den Höhepunkten jeder Schau. Mit insgesamt 21 Kühen von der ersten bis zur sechsten Laktation präsentierte sich die größte Kuhkollektion aller bisherigen Bundeschauen, schon das war sehr beachtenswert. Natürlich waren Rahmen und Entwicklung der Kühe mit Kalb bei Fuß dem Alter entsprechend unterschiedlich. In der ersten Gruppe zeigten sich fünf Kühe im Alter von sieben bis acht Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung. Durchweg großrahmig, bei korrektem Gangwerk, guter Bemuskelung und auch sehr gefälligen Eutern boten diese Kühe ein beeindruckendes Bild, in das auch die Kälber sehr gut passten. Aber eine Kuh ragte aus dieser Spitzengruppe doch sehr deutlich heraus, dies war die achtjährige GILDA (Olbert x Max). Die hell gescheckte GILDA hatte nicht nur ein bestens entwickeltes sechs Monate altes Bullenkalb bei Fuß, sie brillierte durch enorme Tiefe, sehr lange Mittelhand und trotz des großen Rahmens mit sehr guter Bemuskelung. Es konnte nicht anders sein, der Ia-Preis der ersten Klasse ging an diese Kuh, im Besitz von Hartmut Scholl (Nordrhein-Westfalen). In der 2.Kuhklasse setzte sich die mittelrahmige Zemento-Tochter Kat. Nr. 49 durch ihr absolut bestes Gesamtbild ebenfalls klar durch. Die Kuh wurde gezogen und vorgestellt von Ernst Fragner (Bayern). Die 3. und 4. Kuhklasse bestand aus Erstkalbskühen mit Kälbern bei Fuß die zwischen September und Dezember geboren wurden. Die sehr gut entwickelte, in Mittelhand, Tiefe und Euter sehr überzeugende RAMONA (Ottawa x CSW Zapo) vom Großen Bruch, im Besitz der Fleckvieh-Simmental GbR (Sachsen-Anhalt) sicherte sich den 1a der dritten Klasse. Die Ottawa-Tochter zeigt in Rahmen und Körper die Anlagen ihres Vaters, der im Wettbewerb der Altullen stand. Last but not least, kamen auch in der letzten Klasse der Erstkalbinnen noch einmal sehr schicke Kühe in den Ring. Hier dominierte die jüngste Kuh des gesamten Wettbewerbes die ganze Klasse. Im Rahmen noch nicht am Ende, mit langer Mittelhand und einem enorm breiten Becken zeigte die Strabinos-Tochter SALINA eine überzeugende Leistung. Die schicke Jungkuh wurde gezogen und vorgestellt vom Zuchtbetrieb Röder GbR (Sachsen-Anhalt), dem Nachbarbetrieb der Fleckvieh-Simmental GbR.

Die Entscheidung des Preisrichters im Finale fiel recht klar auf die Katalognummer 28, die komplette Olbert-Tochter GILDA aus dem Betrieb Hartmut Scholl. Vor vier Jahren stand an dieser Stelle im Schaubericht. „Nach vierzig Jahren Fleischfleckviehzucht in Deutschland war es das erste Mal, das ein Bundessiegertitel dieser Rasse in das Zuchtgebiet Nordrhein-Westfalen vergeben wurde“ und nun, die Wiederholung, das ist fast nicht zu glauben. Nicht nur das es Hartmut Scholl damit gelang einen neuen Rekord aufzustellen und die Schau absolut hochprämiert zu beenden, auch die Ausgangssituation ist ein Remake. Wie vor vier Jahren wurde die Bundesiegerkuhwieder im Sachsen-anhalter Zuchtbetrieb AG Wethautal, Scheiplitz gezogen. Im Schauring wie im Fußballstadion, alles ist möglich. Aber auch der Bundesreservesiegertitel löste große Emotionen aus. Svenja und Heiko Röder waren mit jeweils einer Kuh im Wettbewerb und es gelang mit der jungen „Zukunftskuh“. SALINA (Strabinos x Silvester) wurde in der Endwertung auf den zweiten Platz gestellt und war damit Bundesreservesieger. Die Kuh zeichnet sich durch absolute Harmonie und ein bestechendes Euter bei mittlerem Rahmen aus.

Kategorie JUNGBULLEN

Mit zwanzig Jungbullen im Wettbewerb war die Klasse sehr gut aufgestellt. Die Ia Preisträger im Einzelnen: Im ersten Durchgang stand der Hercules-Sohn EGH HAAKAN aus der Zucht der Engfer GbR (Mecklenburg-Vorpommern) an der Spitze der Gruppe. EGH HAAKAN ist rot gedeckt, enorm lang, mit guter Tiefe und Breite in der Vorhand. In der zweiten Gruppe starteten Bullen um die 15 Monate. Hier setzte sich der sehr plastisch bemuskelte und in Vorhand und Becken sehr breite ERFURT (Cowboy x Vampir) aus der Zucht von Marian Tittel (Thüringen) durch. Die dritte Gruppe wurde dominiert von dem Atlas-Sohn ATHOS gezogen und vorgestellt von der Röder GbR (Sachsen-Anhalt).

Es zeigt sich auch hier, der Atlantis-Sohn ATLAS brilliert auch bei den Söhnen mit enorm viel Typ und ist nicht ohne Grund ein aktuell sehr begehrter Vererber. ATHOS ist ein sehr tiefer und kompakter Bulle. Dem mit gerade 11 Monaten absolut jüngsten Bullen der Schau gelang es die Konkurrenz hinter sich zu lassen. ENGEL von Bundes Mühle (Egon x Robert), gezogen von Christian Bunde (Sachsen-Anhalt) ist ein Bulle mit viel Zukunft. Der rot gedeckte Bulle zeigt schon jetzt ganz hervorragende Anlagen. Der Bundessiegertitel erhielt in einem, am Ende sehr hartem aus acht Bullen bestehendem Wettbewerb der Cowboy-Sohn ERFURT von Marian Tittel. Alles in allem über die Klassen hinweg, ein super Erfolg für die Thüringer Simmentalzüchter hier in Berlin. Für den Reservesiegertitel zog Michael Robson auch hier die Ib-Karte. Die Entscheidung fiel für CÄSAR (Campino x CSW Laszlo) gezogen und vorgestellt von Jürgen Zill (Bayern). CÄSAR ist ein hell gefleckter, sehr tiefer und enorm langer Bulle. Dies zeigt sich ganz genauso auch bei seinem Vater, der im Wettbewerb der Altbullen stand.

Kategorie ALTBULLEN

Sieben Altbullen waren insgesamt in Berlin dabei. Als Höhepunkt der Schau setzte dieser Wettbewerb den Schlussakkord des ersten Richttages. Die älteste Gruppe wurde dominiert von den Schwergewichten aus Sachsen-Anhalt. Insgesamt standen sich im Ring vier sehr großrahmige, schwere und tiefe Bullen gegenüber. Bullen, die nicht nur in der Eigenleistung, sondern auch in der Nachzucht deutliche Zeichen setzten. Der Ia Preis ging an am Ende an den gut fünfjährigen EGON von Bundes Mühle (Exodus x Hansi 1). EGON zeichnet sich durch eine enorm lange Mittelhand, Tiefe in der Rippe, beste Bemuskelung in Vorhand, Rücken und Keule und einem Klasse Fundament aus. Dabei wirkt der 1.500 kg schwere Bulle harmonisch und fast elegant. In Mittelhandlänge, Rahmen, Fundament und Bemuskelung absolut ebenbürtig konnte sich OTTAWA (Otbert x Van Gogh) vorgestellt und im Besitz von Uwe Harstel (Sachsen-Anhalt) auf dem Ib-Platz behaupten. Für den Preisrichter war die stark entwickelte Wamme des Bullen so ein ganz kleiner Abzug in Punkt Harmonie der Erscheinung. Dann die zweite Gruppe, hier war es der Cuba-Sohn CLAAS FE der mit sehr viel Harmonie punktete und den Ia-Preis bekam. CLAAS FE ist ein sehr gefälliger Bulle mit bester Keulenbemuskelung, der von Ernst Fragner (Bayern) gezogen und vorgestellt wurde. Der Ib ging an den erst dreijährigen DISCO (Damask x Samual), einen Bullen mit sehr internationaler Blutführung aus dem Betrieb Thomas Eydner (Sachsen). Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal dieses Bullen ist seine enorme Breite. Dann, ein tolles Bild, die sehr spannende Endrunde, mit den vier Besten der Vorrunde. Unter dem Applaus der Zuschauer wurde EGON von Bundes-Mühle durch den Handaufschlag des Preisrichters der Bundessieger bei den Altbullen . EGON, ist insgesamt, das hat Berlin sehr deutlich gezeigt, nicht nur ein überzeugender Schaubulle, sondern und das ist letzten Endes noch wichtiger, ein absolut überzeugende Vererber. Allein zum Bundeswettbewerb in Berlin fanden sich drei EGON-Nachkommen unter denen auf 1a platzierten Tieren. Spannend für alle Zuschauer war aber auch die Entscheidung über den Bundesreservesieg. Der Titel ging am Ende ebenfalls nach Sachsen-Anhalt an die Zuchtstätte Uwe Harstel aus Rohrbeck. OTTAWA sicherte sich diesen Platz durch seine enorme Präsens. Interessant ist dieser Vererber aber auch durch seine Outcross Blutführung. Im Vergleich der Spitzenbullen Deutschlands ist dieses Pedigree eindeutig auf sehr viele Linien passend.

CHAMPIONAT der SIEGER

Es war schon wirklich ein tolles Bild am Sonntag die Bundessieger und Bundesreservesieger noch einmal im Ring zu sehen. Der Preisrichter hatte als erstes die Aufgabe unter den vier weiblichen Bundesiegern das nach seiner Meinung beste und kompletteste Tier zu bestimmen. Unter dem Beifall der Zuschauer am Ring fiel diese Entscheidung auf die tragende Färse UHA PANDORA. Die genetisch homozygot hornlose Emil-Tochter gezogen von Uwe Harstel hatte im Vergleich mit den anderen Spitzentieren am Ende „die Nase vorn“. Dann die gleiche Runde bei den Jung-und Altbullen. Hier schein es auch den Zuschauern von Anfang an klar zu sein, diese Wahl wird wohl EGON von Bundes-Mühle für sich entscheiden und so war es auch. Zum Champion der Bundesschau bestimmte Michael Robson nach einer eindrucksvollen Endrunde die tragende Färse und damit wurde EGON zum Reservechampion des Wettbewerbes. Ein Doppelerfolg für das Zuchtgebiet Sachsen-Anhalt.

DANKE

Dem VDSimmental als Organisator der Bundesschau ist es ein Bedürfnis am Ende ganz herzlich Danke zu sagen. Der Dank gilt ganz besonders den Züchtern, die mit ihren Tieren dabei waren, dem Preisrichter, Allen, die praktisch und organisatorisch geholfen haben, den Sponsoren und natürlich dem Team der Messe Berlin.

Gernot Pohl