Am 17. Mai 2014 fand in der Agrargenossenschaft „Wöllmisse“ Schlöben eG der 7. Fleckviehstammtisch Thüringens statt. Wie immer war die Veranstaltung gut besucht und sehr informativ.

Die Begrüßung erfolgte durch Claudia Pieter, Rassesprecherin der Rasse Fleckvieh/Simmental in Thüringen und Organisatorin des Treffens.

Herr Mirko Telle, Ansprechpartner hinsichtlich Mutterkuhhaltung, begrüßte im Namen des gastgebenden Betriebes alle Anwesenden.

Der Betrieb bewirtschaftet 2200 ha Ackerland und ca. 500 ha Grünland, wobei das Grünland in einer eigenständigen GmbH verwaltet wird. Insgesamt werden hier 1200 Rinder gehalten, alleine auf dem Standort Albersdorf sind 400 Tiere untergebracht. Davon sind 120 Mutterkühe.

Im Sommer werden diese in 4 Herden mit je einem Herdenbulle und 2 Färsenherden aufgeteilt und beweiden absolutes Grünland rund um Jena. Jedes Jahr werden ca. 15 Färsen von den derzeit 60 Herdbuchkühen nachgestellt, sodass in absehbarer Zeit alle Mutterkühe herdbuchmäßig erfasst sind. Der Verkauf von Zuchttieren hat in kleinem Rahmen bereits begonnen und wird mit steigender Anzahl Herdbuchtieren ein weiterer Vermarktungsschwerpunkt im Unternehmen werden.

Anschließend hielt uns Herr Dr. Heiko Scholz von der Universität Bernburg in seiner allgemein bekannten lustigen und offenen Art, einen Fachvortrag zum Thema „laktationsgerechte Fütterung einer Mutterkuh“. Er machte anhand von Forschungsergebnissen und Fütterungsversuchen klar, welche Kosten bei der Haltung Mutterkühen entstehen und verglich diese mit den derzeit möglichen Erlösen. Schnell wurde ersichtlich, wo die Probleme versteckt sind, sei es aus finanzieller Sicht, oder aus Sicht der gesunden und leistungsorientierten Fütterung. Mit sehr überzeugenden Vorschlägen zur Verbesserung der Fütterungs- und daraus resultierenden Einkommenssituation, traf Herr Dr. Scholz genau den Schwerpunkt des Tages.

Die Komplexität der Mutterkuhhaltung, angefangen bei Auswahl einer standortangepassten Rasse, gutes Weidemanagement, optimale Winterfutterversorgung, laktationsgerechte Fütterung, Bullenauswahl nach Endmastleistung und die Dauer der Säugezeit, ist in vielen Betrieben nicht bis zum Ende durchstrukturiert und genau darin bestehen die Möglichkeiten der Verbesserung der finanziellen Situation der Mutterkuhbetriebe, welche derzeit ohne staatliche Beihilfen nicht wirtschaftlich sind.

Ein ganz simples Beispiel, im Nachhinein aber absolut logisch nachvollziehbar stellte Herr Dr. Scholz mit der Frage in den Raum:“ Worin besteht die Aufgabe einer Mutterkuh?“

Ist doch klar, dachten viele! Sie muss pro Jahr ein Kalb aufziehen.

„Ja, das ist richtig.“ So Dr. Scholz, aber warum setzen die meisten Betriebe ihre Kälber mit 6 Monaten ab? Die Kuh ist doch in der Lage das Kalb 9 Monate mit billigem Eiweiß zu versorgen, welches sonst durch den Zukauf teuer bezahlt werden müsste !!!

Diese Aussage brachte für einen Moment viele zum Nachdenken und abschließend zu diesem Thema muss an sagen, dass es ein absolut informativer und praxisnaher Fachvortrag war, welchen alle Anwesenden sehr aufmerksam verfolgt haben.

Besten Dank an dieser Stelle an Herrn Dr. Heiko Scholz!

Unser Zuchtleiter Wolfram Knorr nutzte die Gelegenheit des Treffens, um Neuigkeiten aus dem aktuellen Zuchtgeschehen zu übermitteln. So informierte er über die Veränderungen in der Zuchtbuchordung, die neue Gebührenverordnung, Ergebnisse der letzten Bullenauktion, den Leistungsstand der Thüringer Fleckviehzucht verglichen auf Bundesebene und die bevorstehende Thüringer Landestierschau anlässlich der grünen Tage in Erfurt.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen erläuterte Claudia Pieter noch die aktuellen Geschehnisse beim Bundesrasseverband. Hierbei liegt derzeit das Augenmerk auf dem Bundestreffen im September in Sachsen, sowie die Bundesjungviehschau anlässlich der grünen Tage in Erfurt. Als Vorankündigung für das Jahr 2015 wurde bekanntgegeben, das das Bundestreffen der Fleckvieh/Simmentalzüchter in Thüringen stattfindet. Der Termin wird Ende September sein.

Für alle Interessenten sollte der 11.10.2014 vorgemerkt werden, denn dann findet die Herbst-Elite-Auktion weiblicher Tiere in Neu-Gattersleben statt.

Den krönenden Abschluss des Tages stellte natürlich die Betriebs-und Herdenbesichtigung dar.

Gezeigt wurden, im neu erweitertem Stallkomplex Jungbullen ( körfähig), Mastbullen und auf dem Betriebsgelände eine Top – Färsenherde.

Im Anschluss ging es ins Gelände zu den 4 Mutterkuhherden mit je einem Deckbullen. Für jeden Züchter war sehr schnell ersichtlich, dass hier Zucht auf höchstem Niveau betrieben wird, denn die Tiere zeigten sich in einem sehr guten Zustand hinsichtlich Körperkondition und Charaktereigenschaften. Eine Bemerkung des Betreuungspersonals reichte aus, um die doch weit verteilten Tiere zur Besuchergruppe zu bewegen. Dies ist in Herden von solcher Größe keine Selbstverständlichkeit.

Da der Betrieb alle Absetzer ausmästet liegt der Schwerpunkt hinsichtlich Zucht auf großrahmigen Tieren mit schwerem Schlachtkörperpotenzial. Somit standen da auf den Weiden große schwere, voll im Trend stehende Mutterkühe mit Schauavancen.

Man kann dem Betrieb zu solchen Zuchtergebnissen nur gratulieren und für die Zukunft weiterhin viel Erfolg wünschen.

Nach einem sehr interessanten und informativen Tag verabschiedeten sich die Gäste beim gastgebenden Betrieb für die gute Bewirtung und die Betriebsbesichtigung.

Im nächsten Jahr werden wir den Fleckviehstammtisch in das Bundeszüchtertreffen integrieren, da dieses für alle Interessenten, ob Züchter oder Halter offen ist.

Nähere Informationen erhalten sie rechtzeitig auf der Homepage des LTR und unter www.simmental.de.

Claudia Pieter