Thüringen das Bundesland mit der größten Fleckvieh-Simmental Population war in diesem Jahr das Ziel der Züchter aus ganz Deutschland. Bei perfektem Herbstwetter stand das Wochenende 26.-27. September ganz im Zeichen der Rasse. Neben sehr interessanten Tieren gab es einen tollen Züchterabend. Die beteiligten Züchter und der Landesverband Thüringer Rinderzüchter eG waren sehr gut vorbereitet und zeigten sich als ideale Gastgeber, ihnen gilt ein ganz besonderes Dankeschön.

Betriebspräsentationen:

1. Agrar GmbH Greußen, 99718 Greußen

Der nordthüringische Betrieb, Schwerpunktmäßig auf Marktfrucht orientiert, hat im Jahr 2010 mit der Mutterkuhhaltung auf Fleckviehbasis begonnen. Der eigene Bestand wurde 2012 durch einen kompletten, genetisch sehr interessanten Herdenzukauf aus Schleswig Holstein (Johann Peter Laß) erweitert. Daran anknüpfend wurde intensiv an der weiteren Entwicklung gearbeitet. Heute stehen in Greußen 80 Herdbuchkühe mit Nachzucht. Die Hauptkalbezeit liegt zwischen Dezember bis März, Kälber werden ausschließlich während der Stallhaltung geboren. Das Grünland liegt wunderbar arrondiert, aber es ist Flächenmäßig leider begrenzt. Deckfähige Färsen werden generell im Stall gehalten und überwiegend künstlich besamt. Überhaupt wird sehr intensiv und gezielt mit KB Bullen gearbeitet. Zum Einsatz kommen aktuell ATLAS, CARL, STEINADLER; ROSENHERZ; MALIBU und SAENKO. Für Färsen hat sich TOTO sehr gut bewährt. Während der Weidehaltung werden die Kühe in zwei Herden unterteilt. Zum einen, Kühe die ausschließlich von KB Bullen tragend sind und zum anderen Kühe die mit dem aktuellen, sehr gut bemuskelten Herdenbullen VULKAN (Vito x Polo) angepaart wurden. Der Betrieb möchte künftig gern Zuchtrinder für den Verkauf ggf. auch für den Export produzieren. Bisher blieben geeignete weibliche Tiere zur Bestandserweiterung im Betrieb und männliche wurden überwiegend als Absetzer vermarktet. Der erste Schritt ist getan, in den letzten Jahren gehörte Greußen zu den Beschickerbetrieben der Prüfstation Dornburg und konnte auf der Auktion in Laasdorf erfolgreich Jungbullen vermarkten. Hauptverantwortlich für die Betreuung der Herde ist Bernd Karl. Er hat mit seinem Team und dem LTR schon im Vorfeld der Veranstaltung geeignete männliche und weibliche Absetzer für eine Vergleichsbewertung zusammengestellt. Nach dem Betriebsrundgang erläuterte Wolfram Knorr (Zuchtleiter Fleischrinder im LTR) das System Eigenleistungsprüfung und Zuchtwertschätzung sozusagen am lebenden Tier. Bei jeweils fünf männlichen und fünf weiblichen Absetzern wurden detailliert auf die Bewertung der Bemuskelung eingegangen. Bei diesen Jungrindern fielen einige Tiere sehr positiv auf. Bei unterschiedlichen Mutterlinien dominierten in TZ und Bemuskelung ganz eindeutig Rosenherz-Nachkommen. Der Bulle scheint für die Absetzerproduktion sehr gut geeignet zu sein. (Der VDSi plant, analog der Kuhbewertung 2014 die Ergebnisse der Bewertung verbunden mit Fotos der Absetzer online zu stellen). Last but not least, die Agrar GmbH Greußen ist ein Betrieb der sich seit Jahrzehnten Zeit nimmt um für nachfolgende Generationen ein Stück Kulturgut, nämlich die Geschichte der Landwirtschaft mit Exponaten von der Urzeit bis zur Gegenwart zu bewahren. Auch das fand sehr viel Anklang und Zuspruch bei den Gästen des Tages.

2. Marian Tittel, 99510 Niederroßla

Der zweite Gastgeber Marian Tittel gehört seit vielen Jahren zum aktiven Kern der Thüringer Fleckviehzucht. Die 26 Kühe umfassende Herde (insgesamt 60 Rinder) wird im Nebenerwerb geführt. Vom Senior wurde die Rinderhaltung vor über zwanzig Jahren mit Mutterkühen gegründet. Marian der ganz eindeutig vom Fleckviehvirus befallen ist, hat die züchterische Entwicklung der letzten zehn Jahre sehr zielstrebig auf „Hochzucht“ ausgerichtet. Um den Tieren optimale Bedingungen zu bieten, wurde im Jahr 2007 „auf der grünen Wiese“ mit dem kompletten Neubau eines Stalles begonnen. Der Stall ist als offener Laufstall auf Tiefstreu mit einem sehr großzügigen Platzbedarf konzipiert und komplett in Eigenleistung errichtet. Alle seit dem vorgenommenen Erweiterungen und Anbauten fügen sich sehr harmonisch in das Gesamtbild ein. Für Züchter, die ähnliches planen, bietet diese Konzeption einen sehr empfehlenswerten Lösungsansatz. Zum Betrieb gehören 60 Hektar, darunter 15 ha Ackerland. Leider liegen die Weideflächen sehr verstreut, darunter Streuobstwiesen und an Naturschutzgebiete angrenzende Flächen mit Bewirtschaftungseinschränkungen. Um mit den Rindern gute Resultate auf der Weide zu erzielen ist ein klares Weidemanagement notwendig. Der Spruch „Ohne Fleiß kein Preis“ stimmt ganz sicher und lässt sich vielleicht auch abwandeln in „bei viel züchterischem Fleiß ergibt sich auch ein Preis“. Der Paukenschlag für den Betrieb Tittel war ohne Zweifel der Erfolg auf der Bundesjungviehschau 2014 und der Landesschau des LTR in Erfurt. WERA aus WALHALLA war überragend Sieger in der Kategorie „tragende Färsen“. WALHALLA (Gigant x Paulus) ist eine enorm ausdrucksstarke, inzwischen sechsjährige Kuh. Marian möchte es nun auch in Berlin wissen und hat diese Kuh gemeinsam mit einer ganz hervorragenden Färse (Samual) und einem Jungbullen (Eldorado) für die Bundesschau angemeldet. Es gibt Kühe die brillieren auf Schauen und es gibt Kühe die brillieren nachhaltig über ihre Nachzucht. Eine solche Kuh im Bestand ist die VAMPIR-Tochter ESTA, alle ihre Nachkommen waren bis jetzt ganz hervorragend. Marian Tittel arbeitet mit KB, hat aber darüber hinaus einen ganz schicken, neuen Herdenbullen im Bestand. Der sehr typsstarke JEFFERSON (General x Trapper) verkörpert eine in Dänemark gezogene dänisch-kanadische Blutkombination. Wenn man Marian nach seiner Zuchtphilosophie befragt, dann favorisiert er mittelrahmige Kühe die sehr gut bemuskelt sind und den weit überwiegenden Teil dieser Leistung aus Grundfutter rekrutieren.

Mitgliederversammlung

Geschäftsbericht 2015 – Gernot Pohl:

Wenn die Finanzlage in Ordnung ist, sich die Mitgliederzahl positiv entwickelt, eine erfolgreiche Bundesschau (neben anderen Aktivitäten) auf der Habenseite steht und die Rasse ihren Platz 1 in der deutschen Fleischrinderhaltung hält, dann ist es wohl gerechtfertigt, von einem guten Geschäftsjahr zu sprechen.
Die Zahl der Mitglieder stieg auf nunmehr insgesamt 153, damit ist der zahlenmäßige Zuwachs zwar nicht mehr so stark wie in den ersten Jahren, aber trotz allem stetig. Die Mitglieder stärksten Bundesländer sind Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Hessen und Bayern.
Die Züchterreise verlief in diesem Jahr ein wenig anders als gedacht. Weil unsere dänischen Freunde zur Feier und Schau anlässlich „40 Jahre Simmental Dänemark) nach Herning eingeladen hatten, fiel die Wahl erneut auf Dänemark als Reiseziel. Dann aber stellte sich heraus, sehr viele Züchter hatten ohnehin einen Kurzbesuch nach Herning geplant. Aus diesem Grund fand die Reise nicht wie ursprünglich vorgesehen statt. Herning stellte den Rahmen für selbstständig anreisende Züchtergruppen und alle gemeinsam genossen einen schönen, internationalen Züchterabend.
Das Treffen der EVF Gruppe Beef Simmental fand, wie sollte es anders sein, auf Grund ds Jubiläums auch in Herning statt. Der Arbeitsschwerpunkt der Gruppe lag weiterhin auf der Integration von Beef Simmental in die europäische Zuchtwertschätzung (Interbeef). Nochmals wurde auch über die Idee einer virtuellen europäische Tierschau diskutiert. Angedacht ist dies nun für 2016. Die Bedingungen werden rechtzeitig unter www.simmental.de veröffentlicht. Das Ehrenamt hatte zu Beginn des Jahres festgelegt größeres Augenmerk als bisher auf die Verbindung „Qualitätsrindfleisch vom Simmental“ zu legen. Die bundesweite McDonald’s Kampagne im ersten Halbjahr 2015 zu Simmental beef war dabei eine gut gelungene Unterstützung. Seit April hat die Simmental-Homepage den Button „Direktvermarkter – 100 % Simmental Deutschland“, dabei geht es um Rindfleisch aus der Region für die Region. Wenn Direktvermarkter angeklickt wird, erscheint die Karte der Bundesrepublik und bei dem weiteren Klick auf ein Bundesland öffnet sich eine Liste der jeweiligen Direktvermarkter mit allen Kontaktdaten. Leider wurde das Angebot bisher erst von zwölf Betrieben genutzt. Es wäre schön, wenn Besucher der Website künftig in jedem Bundeland Angebote vorfinden.
Die 2. Bundesjungviehschau in Erfurt war sehr gut besucht. Am Erfolg beteiligt waren 32 Zuchtbetriebe aus 8 Bundesländern mit 53 Tieren. Preisrichter war Matthias Gerber aus der Schweiz. (siehe ausführlicher Bericht www.simmental.de – Bundeschau).
Der Ausblick 2016 galt schwerpunktmäßig der Bundesschau am 16./17. Januar in Berlin. Die Anmeldefrist ist abgeschlossen und die Beteiligung ist enorm. Es sind 112 Tiere zur Schau plus 45 Reservetiere angemeldet. Insgesamt werden sechs Bundessiegertitel vergeben. Als Preisrichter hat ein Mann mit internationaler Erfahrung, Michael Robson aus Nordirland zugesagt. Gastgeber des nächsten Treffen der EVF-Arbeitsgruppe Beef Simmental ist der VDSi. Das Meeting findet am 17.Januar in Berlin statt.
In Vorbereitung der Bundesschau ist eine neue Ausgabe des „Simmental-Journals“ geplant.

Jungzüchterarbeit – Carolin Nagel:

Unsere Jungzüchter sind hochmotiviert, sehr engagiert, einfach ein tolles Team. Es gibt aktuell kaum einen anderen Rasseverband mit einer solch aktiven Jungzüchtermannschaft. Zur Gruppe gehören inzwischen 16 junge Leute zwischen 6 und 25 Jahren. Die erste große Bewährungsprobe haben sie gemeinsam zur letzten Bundesjungviehschau in Erfurt bestanden. Im August diesen Jahres gab es nun den Höhepunkt des Jahres, den Bundesjungzüchterwettbewerb in Straubing (Bayern). Zwölf sehr gut vorbereitete Simmentaljungzüchter hatten sich um die Teilnahme beworben und erreichten ein überragend gutes Ergebnis. Neben vielen 1a und 1b Preisen gelang Toni Kemmesies aus Mecklenburg-Vorpommern der Reservesieg in der mittleren Altersgruppe und Friederike Nagel aus Sachsen-Anhalt wurde zum wiederholten Mal Vorführsiegerin (Jungzüchter-Alt).
Neben diesen Highlights verabreden sich die Jungzüchter zu gemeinsamen Weihnachtsfeiern, Trainingslagern und Tierbeurteilungswettbewerben.

Haushaltsbericht:

Für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2014 wurden Einnahmen von 17.606,20 € und Ausgaben von 17.437,77 € nachgewiesen. Für das laufende Geschäftsjahr 2015 werden Einnahmen in Höhe von 21.800 € und Ausgaben in Höhe von 21.770 € erwartet. Dies ergibt einen insgesamt ausgeglichenen Haushalt. Im Anschluss an den Bericht bescheinigten die Kassenprüfer eine gewissenhafte und korrekte Haushaltsführung. (Alle Belege lagen vor, alle Bilanzen wurden geprüft.) Die Mitgliederversammlung stimmte einstimmig für eine Entlastung von Vorstand und Geschäftsführer. Der Voranschlag für 2016 geht bei geschätzten Einnahmen von 15.900 € und Ausgaben in Höhe von 15.970 € ebenfalls von einem ausgeglichenen Haushalt aus.
Das Unterkonto Rücklagen umfasst 5.500 € für folgende Aktivitäten bzw. künftige Ausgaben angelegt. (EuroTier, Bundesschau Berlin und Interbeef)

Gernot Pohl
Halle, 06.10.2015