Erfurt 11. bis 12. 09.2010 – ein voller Erfolg
Die 1. Bundesjungviehschau Fleckvieh- Simmental

Es war ein tolles Wochenende im Zeichen der Fleckviehzucht. Ein gelungener Züchterabend, allerbeste Tierqualität, super Wetter, engagierte und am Ende sehr zufriedene Züchter, enorm viele Zuschauer auf den Tribünen, ein fachkundiges Preisrichterteam und eine professionelle, entgegenkommende Messeleitung. Wir hatten uns gemeinsam vorgenommen in Erfurt ein Zeichen für Zuchtqualität aus Deutschland zu setzen und dies ist rundum gelungen. Im Ring standen 30 Zuchtbetriebe mit 62 Rindern aus acht Bundesländern. Ausgewogene Qualität kennzeichnete durchweg alle Auftriebsgruppen. Die Rasse konnte das Fachpublikum und die internationalen Gäste überzeugen.

Für den VDSimmental und für alle Beschicker war diese Schau eine große Herausforderung. Sowohl national als auch international haben wir im Vorfeld natürlich sehr geworben. Als sich dann 42 Simmentalzüchter aus Dänemark und der Präsident von Suisse Simmental zur Schau angemeldet hatten, steigerte das natürlich nochmals unseren eigenen Anspruch an das Ergebnis. Es gelang komplett und deshalb gilt ganz besonders allen Züchtern, die mit Ihren Tieren dabei waren ein ganz großes Dankeschön. Toll war auch, dass sich darunter einige vollkommen neue Zuchtbetriebe befanden, die einen ganz beachtenswerten Start absolvierten. Neben der sehr erfolgreichen Präsentation der eigenen Zucht war dies, und davon profitieren wiederum alle Züchter, eine absolut wirksame Werbung für die Rasse in Deutschland. Wenn eine Bundesrasseschau ausschließlich ehrenamtlich vorbereitet und durchgeführt wird, ist dies nur möglich wenn das gesamte Ehrenamt voll und ganz integriert ist und die nötigen „Hausaufgaben“ von allen gemeinsam erledigt werden. Zu nennen sind dabei die Schauvorbereitung, die Organisation des Züchterabends, die Gespräche mit Sponsoren, das eigene Sponsoring, die Beteiligung am Standaufbau, die Standbetreuung und viele andere kleinere und größere Aufgaben.

Der VDSimmental Messestand in Halle 3 war die gesamte Zeit gut besucht und zum Teil sogar dicht umlagert. Es war der Stand der Züchter und Freunde der Rasse und das kam auch durch den guten Besuch zum Ausdruck. Die an der Schau teilnehmenden Thüringer Züchter hatten, auch dies soll erwähnt werden, ein Marathonprogramm zu absolvieren, denn sie waren alle auch an der Landesfleischrindschau des LTR beteiligt. Das „Schöne“ an einer bundesweiten Tierschau ist natürlich auch das Treffen mit Gleichgesinnten, die Gespräche unter Züchtern. Dies alles bot der Züchterabend in einem wunderbaren Ambiente. Die 1. Vorsitzende Claudia Pieter eröffnete den Abend um 19.30 Uhr im Panoramasaal des Messegebäudes. Bei Musik und einem wirklich sehr gutem Buffet setzte sich die gute Stimmung fort, die die gesamte Schau auszeichnete. Den i-Punkt setzte ein umfangreiches Feuerwerk (nicht von uns inszeniert, aber es kam gerade recht).

Der Schautag begann in gespannter Erwartung am Sonntag dem 12. September um zehn Uhr. Insgesamt wurden neunzehn Gruppen gerichtet. Es war uns eine ganz besondere Freude, das Henning Hansen, (Vorsitzender des Dänischen Simmentalverbandes und Vertreter der dänischen und schwedischen Fleischrindzüchter bei VIKING) und Hans Zill (Vorstandsmitglied im Fleischrindzuchtverband Bayern e.V. und 2. Vorsitzender des VDSimmental) als Preisrichter gewonnen werden konnten. Für die Schau waren insgesamt vier Bundessiegertitel in den Kategorien Jungbullen, tragende Rinder, Rinder bis zum 21. Monat und Rinder 8. bis 12. Monat ausgeschrieben.

Der Sieger bei den Jungbullen und damit „Mister SIMMENTAL“ wurde der 16 Monate alte SAKY (Scotty x Palma) gezogen von Michael Bock, Rathmannsdorf, Sachsen-Anhalt. Der von den Züchtern Hans-Jürgen Liptow und Regina Knips gestiftete Wanderpokal wird nun für genau vier Jahre einen Ehrenplatz im Betrieb M. Bock finden. SAKY ist ein gedeckter Bulle, der bezogen auf sein Alter sehr viel Rahmen, dabei aber auch eine gut ausgeformte Bemuskelung und ein tadelloses Exterieur zeigt. Der Reservesieg ging mit TURBO (Tomba x Bodo) an einen der jüngsten Bullen im Wettbewerb. Der erst neun Monate alte, sehr viel versprechende Jungbulle wurde von Mirko Telle, Laasdorf, Thüringen gezogen. Nach diesem ersten Höhepunkt ging es sofort spannend weiter.

Der Vergleich der tragenden Rinder hatte es in sich. Siebzehn wirklich erstklassige Tiere in vier Gruppen hatten sich zu qualifizieren. Dabei kamen jeweils die Ia und die Ib Preisträger in die Wertungsgruppe für den Bundessiegertitel. Ein Ia- Ergebnis in dieser starken Gruppe war hart erkämpft. Die Ia Preise gingen an BERLIN (Venezia x Zimbo) gezogen von Lutz Marticke, Frohburg, Sachsen; an MIA (Lando x Halef) gezogen von Matthias Urbach, Wahlen, Hessen; an BELLA (Lando x Lion) ebenfalls gezogen von Matthias Urbach und im Besitz von Andre Schneider, Bad Laasphe, Nordrhein Westfalen und an LINA (Dannemann x Heiner) gezogen von Torsten Nagel, Wahrburg, Sachsen-Anhalt. Kribbeln lag in der Luft als hier das Urteil verkündet wurde. Inzwischen hatten sich die gesamten Zuschauertribünen gefüllt. Henning Hansen stellte am Ende die mittelrahmige Lando-Tochter MIA, ganz vorn an. Damit ging der Bundessieg nach Hessen in den Zuchtbetrieb Matthias Urbach. Der deutsch gezogene LANDO, der bisher bundesweit noch keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, konnte damit zwei sehr typvolle Töchter weit vorn platzieren. Was MIA auszeichnet ist Breite in Brust und Becken, eine sehr gute Bemuskelung ohne Fettansatz und sehr viel Harmonie. Der Reservesieg ging an die Färse BERLIN aus dem Betrieb Lutz Marticke. BERLIN war 2008 in Berlin zur letzten Bundesschau als Kalb dabei und strahlte nun wahrhaft Schauerfahrung aus.

Die nächste Kategorie bildeten die Färsen im Alter 13-21 Monate. Auch hier gab es ein absolutes Spitzenaufgebot bestehend aus sechzehn sehr ausgeglichenen Rindern. Die Ia gingen an MADLEN (Poldau x Prinz Hein) gezogen von der Niederpöllnitz Mutterkuh GmbH, Thüringen; an HERTA (Poker x Herluf) gezogen von der Feißel GbR, Käthen, Sachsen-Anhalt und an LARISSA (Poster x Pirat) gezogen von Karsten Heinze, Rotenburg, Hessen. Alle drei Ia Preisträger verkörperten den Typ einer mittelrahmigen Färse, mit guter Tiefe, ausreichender Breite und sehr ausgewogenen Proportionen. Den Bundessiegertitel stellte die Niederpöllnitz Mutterkuh GmbH mit der Poldautochter MADLEN. Sehr gut präsentiert, zeigte diese Färse Ausgeglichenheit und Schick. Den Bundesreservesiegertitel erhielt der Zuchtbetrieb Feißel GbR für die Pokertochter HERTA. Der Muttervater Herluf war übrigens Bundessieger 1997 in Ulm.

Die letzte Richtklasse betraf den aktuellen, gerade abgesetzten Jahrgang, die weiblichen Jungrinder vom 8. bis 12. Monat. Mit zwanzig Rindern in vier Klassen stellten die Jüngsten die größte Gruppe. Interessant auch, das in dieser Gruppe über die Hälfte, nämlich elf Rinder aus ganz gezielten Anpaarungen (deutsche und internationale KB Bullen) stammen. Diese Jungrinder präsentierten eindrucksvoll das Zuchtziel der Rasse und eine gleichzeitig so im Vorfeld nicht erwartete gleichmäßige Ausrichtung auf Tiere mit viel Typ, mit Tiefe, Mittelhandlänge und sehr guter Bemuskelung. Wie auf der gesamten Schau kam auch hier deutlich positiv zum Ausdruck, es gab kein Tier, das hier nicht hin gehört hätte. Die Richtentscheidungen betrafen Nuancen wie Beinstellung, Beckenlage, Breite etc., aber nie fehlenden Typ. Insgesamt zeigten sich hier Jungrinder mit sehr viel Potential. Die Ia Preise gingen an JULE (Hoeness x Ronni) Scheuermann u. Schleich GbR, Erbenhausen, Hessen; an Maya (Hoeness x Paulus) Dirk Friedel, Zöllnitz, Thüringen; SIRA (Sipos x Leon) Dominique Kirsten, Singen, Thüringen und an das jüngste Rind der gesamten Schau ORNELLA (Basse x Baso) Hartmut Pieter, Neustadt/Orla, Thüringen. Den Bundessiegertitel errang die sehr gut proportionierte und prägnant gezeichnete Sipos-Tochter SIRA aus der Zucht von Dominique Kirsten. Den Reservesieg bekam die gerade erst acht Monate alte ORNELLA zugesprochen, gezogen von Claudia und Hartmut Pieter

Der Höhepunkt der Schau war in diesem insgesamt sehr starken Wettbewerb die Entscheidung für das beste Rind der Schau, für „Miss Simmental“. Drei Bundessiegerfärsen, alle mit sehr viel Schick und Ausdruck standen sich dazu abschließend im Ring gegenüber. Die formvollendete Lando-Tochter MIA wurde am Ende von den Preisrichtern zur Siegerin des Wettbewerbs erklärt. Ministerialrat Reinhard Müller, Abteilungsleiter Tierzucht im Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz, überreichte dem Zuchtbetrieb Mathias Urbach unter großem Applaus den Wanderpokal des Ministers.

Etwas ganz besonderes stand aber immer noch im Programm, der Wettbewerb der Betriebssammlungen. An diesem Richtwettbewerb durften sich alle Betriebe beteiligen, die mindestens vier Tiere im Auftrieb zur Bundesschau hatten. Nach oben war die Zahl nicht begrenzt. Drei Zuchtbetriebe erfüllten diese Voraussetzung, Hartmut und Claudia Pieter Thüringen; Dominique Kirsten, Thüringen und die Feißel GbR aus Sachsen-Anhalt. Hier kam es nicht darauf an, ob Bundessieger in der jeweiligen Schaugruppe standen, sondern entscheidend war die Harmonie der Kollektion, gemessen am Zuchtziel. Dem Thüringer Zuchtbetrieb Dominique Kirsten galt an diesem Wochenende ein ganz besonderes Dankeschön. Mit acht Rindern stellte der Züchter die insgesamt größte Kollektion, darunter fünf sehr harmonische Sipos-Nachkommen. Die Besten stellte er in den Betriebsvergleich, die Wahl war gut und Henning Hansen stellte diese Kollektion von Halbschgeschwistern ganz nach vorn. Die hessischen Züchter hatten sich zudem etwas ganz besonderes ausgedacht und für diesen Titel einen sehr schönen Preis zur Verfügung gestellt.

Damit ging ein hochkarätiger Rassewettbewerb zu Ende, an dem Organisatoren und Züchtern sehr viel Freude hatten.

Was blieb war Danke zu sagen, erst einmal allen Beschickern, denen im Ring die Teilnahmeplakette überreicht wurde und natürlich den Preisrichtern. Henning Hansen begründete klar, verständlich und nachvollziehbar jede Entscheidung und das für jedes Tier einer Gruppe. Eine sehr gute Richterleistung. Ein Dankeschön gilt weiterhin allen Sponsoren und vor allem auch der Erfurter Messeleitung. Soweit es möglich war, fanden unsere Wünsche und Ideen Berücksichtigung. Danke sagen möchten wir an dieser Stelle auch dem RSA und dem LTR und den uns hilfreich zur Seite stehenden Mitarbeitern vor Ort. In vier Jahren treffen wir uns zur 2. Bundesjungviehschau Fleckvieh-Simmental, natürlich in Erfurt.

PS: Alle Erfurter Schautiere sind potentielle Kandidaten für die nächste Bundesschau im Januar 2012 in Berlin.

Gernot Pohl