Am 16. und 17. Juni 2012 trafen sich gut 90 Fleckvieh-Simmentalzüchter im äußersten Nordosten Deutschlands in Mecklenburg-Vorpommern. Das Wetter war stabil gut, die Betriebe waren perfekt vorbereitet und es wurde interessante Genetik vorgestellt. Die beteiligten Züchter und der Rinderzuchtverband Mecklenburg-Vorpommern eG zeigten sich als ideale Gastgeber, ihnen gilt ein ganz großes Dankeschön.
Gleich nach Brandenburg ist Mecklenburg-Vorpommern „Mutterkuhland“. Bei einem Bestand von ca. 69.000 Mutterkühen insgesamt, beträgt der Anteil am Gesamtkuhbestand gut 29 %. Die Rasse Fleckvieh-Simmental gehört eindeutig zu den Hauptfleischrindrassen und führt die Statistik mit 1.544 eingetragenen Herdbuchkühen knapp vor dem Rasseblock der Uckermärker. All diese Zahlen und Fakten machten gespannt auf die Besichtigung der gastgebenden Zuchtbetriebe.
Nach der offiziellen Begrüßung durch die Vorsitzende des VDSimmental, Claudia Pieter, sowie einem gemeinsamen Mittagessen führte Peter-Christian Jantzen, Broderstorf durch seinen ökologisch wirtschaftenden Betrieb. Mit 200 ha LN und rund 100 Herdbuchkühen Fleckvieh hat die Familie Jantzen einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb aufgebaut, bei dem von Beginn an auch auf Herdbuchzucht gesetzt wurde. Mit der erfolgreichen Teilnahme an Landes- und Bundesschauen, der Fleischrindbullenauktion in Karow und der Färsenauktion „Best of“ hat sich Peter Jantzen in den letzten Jahren regional und überregional einen guten Ruf erworben, der viele Teilnehmer des Bundestreffens neugierig auf die Betriebsbesichtigung gemacht hat. Bullen wie „Echo“ (Eisenherz x Horn), Quego (Egol x Pirol) und „Zar“ (Zapo S.W. x Sipos) haben die Zuchtherde geprägt. Aktuell sind die Bullen „Honni“ (Heron x Pako), „Fantom“ (Vito x Alfredo) und „Safir“ (Sipos x Hufus) im Einsatz.
Im Anschluss ging es zu Hartmut Münch nach Laage, der nicht nur einen Mastbetrieb und die Eigenleistungsprüfstation betreibt, sondern bereits seit 1996 eine kleine, feine Fleckvieh-Zuchtherde bewirtschaftet. Die Herde umfasst in der Zwischenzeit ca. 30 Kühe mit Nachzucht, die genetisch sehr stark durch Blutlinien aus der Engel-Zucht geprägt sind. „Henri“ (Hillux x Helios), MeLa-Sieger 2005 und Vater des RMV-Besamungsbullen „Heron“, ist dabei auch vielen Auswärtigen ein Begriff, da er nach seinem Deckeinsatz bei Hartmut Münch noch lange Jahre in Sachsen-Anhalt als Zuchtbulle aktiv gewesen ist und auch dort viele gute Nachkommen hinterlassen hat. Ein sehr imposanter Nach-Nachfolger von „Henri“ ist der aktuelle Zuchtbulle „Levin“ (Lord S.W. x Impuls), der die Herde nicht nur in den Leistungsmerkmalen weiter voran gebracht hat, sondern auch sehr viel Ruhe und Charakterstärke an seine Nachkommen weitergibt. Mit „Lemgo PP*“, dem diesjährigen Champion auf der Karower Fleischrindbullenauktion, hat „Levin“ sein gutes Vererbungspotential eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Das „Hotel am Ring“ in Neubrandenburg beherbergte die Fleckviehfreunde zum zünftigen Züchterabend am Samstag. Bevor der gemütliche Teil begann, gab Frau Dr. Schmidt (Abteilungsleiter Fleischrinder im RMV) einen Einblick in die Simmentalzucht Mecklenburg-Vorpommerns. Am Sonntagvormittag fand an gleicher Stelle die Mitgliederversammlung des VDSimmental statt. Neben vielen anderen Themen standen die Vorstands-und Beiratswahlen auf der Tagesordnung. Für die 6 Plätze im Vorstand stellten sich 10 Kandidaten zur Wahl. In den Vorstand gewählt wurden Claudia Pieter (Thüringen), Hans Zill (Bayern), Thomas Engfer (Mecklenburg-Vorpommern), Thomas Eydner (Sachsen), Hartmut Scholl (Nordrhein-Westfalen), Matthias Urbach (Hessen) und ein Vertreter der ASR. Für den Beirat bestätigt wurden Michael Bock (Sachsen-Anhalt), Hans-Ullrich Peters (Brandenburg), Hans-Jürgen Liptow (Niedersachen) und Uwe Peckelhoff (Schleswig-Holstein). Mit Einstimmigkeit bestätigte die konstituierende Sitzung Claudia Pieter zur 1. Vorsitzenden und Hans Zill zum 2. Vorsitzenden. Unter dem Beifall der Mitglieder nahmen die gewählten Kandidaten die Wahl an.
Im Anschluss an das Mittagessen war die Engfer GbR in Groß Helle Gastgeber für die letzte Betriebsbesichtigung des Bundestreffens. Mit rund 170 Herdbuchkühen ist die Engfer GbR der größte Fleckviehzuchtbetrieb in M-V. Die Zuchtherde wurde im Rahmen der Privatisierung des ehemaligen VEGutes Groß Helle erworben und züchterisch weiter bearbeitet. Insbesondere die dänischen Bullen „Jamaica ET“ (S.Redwood x Fraser) und „Ronni“ (Dunlancer x S.Redwood) waren – neben einer breiten Palette weiterer Bullen – genetisch prägend.
Mit Kremsern ging es in gruppenweise hinaus auf die Weiden zu zwei Herden, in denen die Jungbullen „GH Bangie“ (Basse x Patrick), Bundessieger auf der Bundesschau im Januar in Berlin, sowie der 2012 neu erworbene „Fulton“ (Vito x Holm Ulrick) im Deckeinsatz waren. In der Zwischenzeit konnten die Zurückgebliebenen das Hofgelände besichtigen, den Mastbullenstall sowie einige ausgewählte Tiere. Hier hinterließ insbesondere Zuchtbulle „GH Rekord“, ein Ronni-Sohn aus eigener Zucht, einen enormen Eindruck.
Erfreulicherweise kamen die Demo-Tiere auf dem Hof nicht allein aus der Engfer GbR. In Vorbereitung des Bundestreffens hatten die Zuchtbetriebe Landgut Grapzow und Rossower Grünland GmbH sich bereit erklärt, einige Zuchtfärsen ihres Bestandes nach Groß Helle zu bringen und sie dort auszustellen – Werbung natürlich für die beteiligten Betriebe selbst, aber auch für die Besucher noch einmal ein kleiner Einblick in weitere Mecklenburger Fleckvieh-Zuchten.
Insgesamt war es ein sehr gelungenes Treffen bei guter Stimmung, einem vielfältigen Erfahrungs- und Meinungsaustausch und sehr vielen guten Fleckviehtieren.
Dr. Sabine Schmidt
Gernot Pohl