Bundesrassetreffen und Mitgliederversammlung 2013 in Niedersachsen


Die Fleckvieh-Simmentalzüchter aus Niedersachsen hatten für das Wochenende 21.-22. September in die Region Hannover eingeladen. Die Besucher aus ganz Deutschland und der Schweiz waren beeindruckt. Bei bestem Wetter, einer sehr guten Atmosphäre und vielen interessanten Gesprächen präsentierten sich die Gastgeber von der besten Seite. Die sehr gut besuchte Mitgliederversammlung beschloss einstimmig die Bilanz eines erfolgreichen Geschäftsjahres und stellte die Weichen für die kommenden Herausforderungen.

Betriebspräsentationen:

1. Landwirtschaftsbetrieb Regina Knips, Schmiedestraße 16, OT Wettmar, 30938 Burgwedel

Nachdem die Vorsitzende Claudia Pieter, das sehr gut besuchte Rassetreffen 2013 eröffnet hatte, stellten die ersten Gastgeber des Tages ihren Betrieb vor. Der seit 500 Jahren bestehende Ebelingshof wird gemeinsam von Regina Knips und Hans-Jürgen Liptow bewirtschaftet. Aktuell gehören 61 ha Dauergrünland, 10 ha Acker und 75 ha Wald zum Betrieb. Hans-Jürgen Liptow zählt zu den Gründungsmitgliedern im Bundesrasseverband und vertritt die Züchter aus Niedersachsen im Ehrenamt (Beirat). Die im Herdbuch der MAR Verden geführte Simmentalherde besteht aus heute insgesamt 63 Rindern, davon 22 Kühe, 3 Deckbullen und die Nachzucht. Der 2008 durch Zukauf ausgesuchter Tiere begonnene Herdenaufbau ist im Wesentlichen abgeschlossen. Nun geht es darum, die Herde mit gutem Züchterauge weiter zu entwickeln. Das dies auf einem sehr guten Weg ist wurde besonders bei der Nachzucht deutlich. Leider war die Zeit zu knapp um alles zu sehen. So beschränkten wir uns auf die Herde mit den männlichen Kälbern. Dort präsentierte sich, absolut bestechend, der vierjährige selbst gezogene Herdenbulle UNKAS (United x Alfredo). Sehr typvoll, enorm lang in der Mittelhand und mit einer top-Bemuskelung gefiel dieser Bulle ungemein. Insgesamt wurden zwei Herden besichtigt und sowohl der Hof, als auch die Tiere waren bestens vorbereitet. Für den Erfolg auf der nächsten Bundesjungviehschau 2014 sind die wesentlichen Bausteine auch schon gelegt. Der sehr schicke fünf Monate alte Elias x Pako aus einer 8/7/7 Mutter bekam den Namen ERFURT. Natürlich darf „last but not least“ nicht unerwähnt bleiben, das auf dem Ebelingshof auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt war. Der Wildgulasch war lecker und reichlich.

Hervorzuheben ist auch die sehr gute Zusammenarbeit der Züchter aus Niedersachsen. Es hat den Tag ungemein bereichert, dass sich zwei Zuchtbetriebe bereit erklärt hatten (zum Teil aus großer Entfernung) eine ausgewählte Tierkollektion des eigenen Betriebes zum Rassetreffen auf dem Ebelingshof vorzustellen. Das waren:

2. Matthias Kirchhoff, Im Renndamm 13, 31525 Neustadt-Dudensen

Der Betrieb Kirchhoff ist ein Haupterwerbsbetrieb mit 125 Milchkühen und Ackerbau. Daneben werden das Grünland nutzend, 15 Fleckvieh-Simmentalkühe gehalten und im Herdbuch geführt. Zwei Färsen und ein Jungbulle auf dem Hof und drei Kühe mit Nachzucht und ein Altbulle auf der Weide wurden den Gästen des Züchtertreffens im Betrieb Knips/Liptow vom Junior Sascha Kirchhoff fachkundig präsentiert. Der siebzehnjährige Sascha Kirchhoff ist Lehrling im elterlichen Betrieb und das ihm die Fleckviehzucht ganz besondere Freude macht, war in seinen Kommentaren deutlich zu spüren.


3. Helmut Focke, Bassumer Straße 36, 27232 Sulingen

Helmut Focke und seine Tochter Helke sind begeisterte Züchter und sowohl auf den Landesschauen in Niedersachsen, als auch auf den Bundesschauen ständig präsent. Helke gehört darüber hinaus zum „harten Kern“ der Simmentaljungzüchterschaft. So war es für den im Nebenerwerb mit gut 10 Herdbuchkühen produzierenden Zuchtbetrieb eine Selbstverständlichkeit zwei sehr schicke Färsen nach Wettmar zu bringen. Einen besonders guten Eindruck hinter lies die gerade zweijährige, tragende Poldau x Heiner.


4. Otfried Wischer; Andreaestraße 15, 30826 Garbsen

Der Betrieb Wischer und der Betrieb Knips/Liptow liegen nur gut 30 km auseinander und so nahmen die Gäste des Tages die Einladung gern an und trafen sich nach halbstündiger Fahrt in Garbsen wieder. Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen war „Tiere ansehen“ angesagt. Otfried hat die Herde dieses Mal nicht in Lederhosen vorgestellt, aber für einen Niedersachsen ist er schon doch ein wenig auffällig „bayrisch“. Das ist erklärlich, weil die Tiere alle aus Bayern stammen. Es ist wohl nicht ganz genau zu beweisen, aber auf jeden Fall ist der Betrieb Wischer der erste, oder einer der ersten Züchter die eine Fleckviehmutterkuhherde in Niedersachsen aufbauten. Die Grundlage bildeten sechs, im Jahr 1986 in Miesbach zugekaufte Kälber. Heute präsentieren sich 15 Kühe mit Nachzucht, die Herdbuchführung begann im Jahr 2004. Unbedingt erwähnenswert ist die Geschichte des Bundesweit bekannten KB-Bullen LAKI II. Der Landfried-Sohn LAKI II wurde im Betrieb Schultes gezogen und im Jahr 2001, da war LAKI II etwa 14 Monate alt von Otfried Wischer gekauft. Mit dem Bullen wollte er in die Hornloszucht einsteigen…. und der Einstieg war perfekt. Durch Zufall bekam die KB Station Neustadt/Aisch die Information, dass da im fernen Niedersachsen ein Hornlosbulle sehr gute Nachzucht produziert. Das Interesse war geweckt und als der Hornlostest noch das Ergebnis PP brachte, wechselte LAKI II den Besitzer und der Rest ist der Fachwelt gut bekannt. Damit war ein noch heute anhaltendes sehr gutes Verhältnis zu Neustadt/Aisch begründet und in den Folgejahren versahen verbrachten etliche, sehr bekannte Neustädter Bullen ihre „Wartejahre“ in Garbsen. Dazu gehörten unter anderem POLDAU und JOCKER. Der aktuelle Deckbulle ist der zweijährige Hoenes-Sohn HOSS. Aber am meisten beeindruckt waren die Besucher gar nicht von den Tieren (obwohl die gut waren), sondern von Otfrieds zwölfjährigen Enkelsohn Torben. Als Otfried, Torben neben sich, die Herde vorstellte, sagte Torben leise zu ihm „Opa bleib ruhig, wir machen das schon“. … und so war es dann auch. Torben, der ganz aktiv in der Jungzüchterarbeit aufgeht, kannte jedes Tier und jedes Pedigree. Es war einfach schön dies zu erleben und alle Züchter hatten das gute Gefühl, da wurde der „Staffelstab“ in die richtigen Hände gelegt.

Tierbewertung:

Es ist in der deutschen Fleischrinderzucht so geregelt, dass die Zuchtziele der einzelnen Rassen vom jeweiligen Bundesrasseverband definiert und danach dem BDF, sozusagen zur „Endkontrolle“ vorgelegt werden. Dies alles wurde für Fleckvieh-Simmental 2012 neu abgeschlossen und festgelegt.

Bei der Vorbereitung des Rassetreffens war es der erklärte Wunsch des Ehrenamtes an ausgewählten Tierbeispielen unter Einbeziehung der Züchter dazu noch einmal detailliert Stellung zu nehmen. Auch dafür gebührt dem Betrieb Knips/Liptow ein ganz herzliches Dankeschön. Zwei unterschiedliche Tiere (Kühe mit Kalb bei Fuß) wurden von Hans-Jürgen Liptow ausgewählt und zur öffentlichen Diskussion frei gegeben. Die Bewertung der Fleischrinder in Deutschland mit jeweils nur einer Note nach Typ, Bemuskelung und Skelett ist zugegebenermaßen ein Kompromiss. Nachbarländer haben dies besser gelöst und den Weg der Merkmalsbeschreibung (oder einen Mittelweg zwischen Bewertung und Beschreibung) gewählt. Aber es muss natürlich allen Züchtern die dies auch für uns auch einfordern klar sein, die Kosten würden sich dadurch nicht unerheblich erhöhen. Also auf absehbare Zeit wird sich an unserem System nichts ändern. Aber gerade deshalb schien es uns wichtig, darauf hinzuweisen, was die drei Noten beinhalten und welche Wichtungen die Einzelmerkmale haben. Die zwei aufgestellten Kühe wurden vor der Veranstaltung von Uwe Harstel und Gernot Pohl bewertet. Grundlage dafür war ein vom VDSimmental erarbeiteter Bewertungsbogen, der eine Beschreibung und Wichtung der Einzelmerkmale mit der Bewertung nach Typ, Bemuskelung und Skelett in Einklang bringt. Darin integriert ist auch Vorgehensweise bei Abweichungen in der Farbe (zu wenig weiß an Kopf und Füßen etc.) Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Bewerter der Zuchtverbände die Herangehensweise und das Ranking der Merkmale als Hilfsmittel nutzen. Natürlich soll dieser Bogen auch dem interessierten Züchter nützen.

Am Beispiel einer Kuh wurden alle relevanten Merkmale ausführlich beschrieben und danach gewertet. Für die zweite Kuh waren dann alle Teilnehmer aufgerufen selbst tätig zu werden. Insgesamt 52 Züchter beteiligten sich. Analog der Verfahrensweise bei den Bewerterschulungen der Zuchtverbände wurden die Bögen, ordentlich mit Namen versehen eingesammelt. Die mit Spannung erwartete Auswertung war auf den Züchterabend festgelegt. Die Preise gingen an: 1. Uwe Sens; 2.Christian Kall; 3. Achim Pestner; 4. Jan Flöthmann; 5. Katrin Büchner und 6. Mario Walter. An dieser Stzelle Danke an alle fürs „Mitmachen“ und herzlichen Glückwusch den Gewinnern.


Züchterabend:

Unser Tagungshotel ist absolut empfehlenswert. Alles war bei gutem Preis-Leistungsverhältnis professionell vorbereitet. So stand einem netten Züchterabend, geprägt von guten Gesprächen, dem besseren Kennen lernen und dem Erfahrungsaustausch nichts entgegen. Zu Beginn stellte Friedrich Averbeck die Struktur und Geschäftsfelder des Gast gebenden Rinderzuchtverbandes MAR Verden vor. Natürlich vergaß er dabei nicht, dem Anlass angemessen, auf die positive Entwicklung von Fleckvieh-Simmental in den letzten Jahren einzugehen. Bevor danach alle zum gemütlichen Teil übergehen konnten, war aber noch die Auswertung Bewertung angesagt. Berücksichtigt wurden die ersten sechs besten Ergebnisse (mehr Preise waren nicht vorbereitet). Dabei wurde jede Auswertung mit der Vorgabe verglichen.

Sonntag 22.09.2013

Mitgliederversammlung:

Geschäftsbericht 2013 – Gernot Pohl:

Im Vergleich zu 2012 war es ein etwas ruhigeres Jahr. Eingegangen wurde auf die positive Mitgliederentwicklung. Aktuell verzeichnet der Verband 144 ordentliche Mitglieder, das ist ein Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr um 12 Mitglieder. Des Weiteren wurde informiert über die Beschlüsse und Arbeit des Ehrenamtes, die Züchterfahrt nach Dänemark, die sehr positiven Aktionsergebnisse der Rasse, auf Aktivitäten bezüglich einer genomischen Selektion und auf die neu Formierung und Zielsetzung der europäischen EVF-Arbeitsgruppe „Beef Simmental“. Der absolute Schwerpunkt der Arbeitsgruppe liegt in der Vorbereitung einer Zuchtwertschätzung für Fleckvieh-Simmental auf europäischer Ebene. Dafür ist zum Einen die Mitgliedschaft des BDF in dem in Upsala (Schweden) ansässigen INTERBEEF – Projekt nötig. Dies ist seit September 2013 Realität. Zum Anderen geht es nun darum, dass die Pedigree Daten möglichst aller europäischen Zuchttiere den Schweden zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung gestellt werden. Auch dies ist in Bewegung und durch uns mit angeschoben. Wir werden die Mitglieder über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten.

Informiert wurden die Mitglieder auch über den Sachverhalt „Änderung der Abstammung“ für den auf der Auktion „5. Bundesfärsenweide Fleckvieh-Simmental 2011“ verkauften Bullen CORD. Dem Auktionsveranstalter lag damals vor, das vom Tierärztlichen Institut Göttingen erstellte DNA-Zertifikat 11/39454 vom 16.05.2011 und eine RSH-Zuchtbescheinigung vom 30.06.2011. In beiden Unterlagen wird die Abstammung „CORD“ (Cognac x Ulrik) offiziell bescheinigt. Mit diesen Unterlagen wurde der Bulle auch verkauft. Heute liegt vor, das vom Tierärztlichen Institut Göttingen erstelltes DNA-Zertifikat 13/39295 vom 26.07.2013 und eine neue, auf der DNA-Analyse basierende RSH-Zuchtbescheinigung vom 26.08.2013. In beiden Unterlagen wird nun die Abstammung „CORD“ (Unox x Ulrik) offiziell bescheinigt. Über den Sachverhalt werden alle Käufer und zuständigen Rinderzuchtverbände möglichst zeitnah informiert.


Jungzüchterarbeit – Carolin Nagel und Marie Porse:

Wer die Internetseite des Verbandes aufmerksam beobachtet weiß, da tut sich was in der Jungzüchterarbeit. Seit April des Jahres ist Carolin Nagel Mitglied des Ehrenamtes und im Beirat Vertreterin der Jungzüchter. Es geht in der Jungzüchtergruppe darum „Gleichgesinnte“ zu vereinen um dort wertvolle Erfahrungen im Umgang mit den Simmental-Rindern, vom ersten Kontakt mit den Tieren, bis hin zur Vorbereitung eines Jungzüchterwettbewerbes, zu sammeln. Der Spaß und die Liebe zum Tier, der Zusammenhalt in der Gruppe und die Freundschaften untereinander sollen dabei im Vordergrund stehen. Die jungen Leute planen aktiv Treffen, Schulungen und auch Trainingslager um zu Landes und – Bundesjungzüchterwettbewerben möglichst gut gerüstet zu sein. Die zur Mitgliederversammlung anwesenden Eltern und Großeltern wurden von Carolin und Marie informiert und aufgerufen, die „Simmentaljugend“ auf die Möglichkeit der gemeinsamen Jungzüchteraktivität hinzuweisen.


Information und Abstimmung zu einer Beitragserhöhung:

Um die Jungzüchterarbeit künftig auch finanziell angemessen zu unterstützen, war es bei einem weitestgehend ausgeglichenen Haushalt nötig, über eine Beitragserhöhung zu diskutieren. Der dazu erarbeitete Vorschlag des Vorstandes sah vor, den Mitgliederbeitrag von jetzt 80 € auf künftig 85 € zu erhöhen. Dabei wird auch künftig für alle Mitglieder die einen Bankeinzug gewähren, die Summe von 5 € als Rabatt gewährt. Ohne weitere Diskussion wurde dies einstimmig beschlossen. Es gilt also ab 2014 ein Mitgliedsbeitrag von 85 € minus Rabatt.

Haushaltsbericht:

Für das Jahr 2012 wurden Einnahmen von 29.372,84 € und Ausgaben von 25.884.51 € nachgewiesen. Der Überschuss betrug 3.488,33 €. Das laufende Geschäftsjahr 2013 wird veranschlagt mit einem sehr ausgeglichenen Haushalt bei Einnahmen von 12.125,55 € und Ausgaben von 12.192,00 €. Die Differenz zwischen den beiden Haushaltsjahren ergibt sich im Wesentlichen durch die im Jahr 2012 gebuchten Kosten für die Bundesschau, den Weltkongress und das Journal. Im Anschluss daran bescheinigten die Kassenprüfer eine gewissenhafte und korrekte Haushaltsführung. (Alle Belege lagen vor, alle Bilanzen wurden geprüft.) Die Mitgliederversammlung stimmte einstimmig für eine Entlastung von Vorstand und Geschäftsführer.

Der Voranschlag für 2014 geht bei geschätzten Einnahmen von 20.550,00 € ebenfalls von einem ausgeglichenen Haushalt aus. Für das Jahr 2014 sind an größeren Posten die Bundesjungviehschau Erfurt, die Beteiligung an der EuroTier Hannover und wieder ein Journal geplant.

Gernot Pohl
2012-09-25