Das Bundesrassetreffen und die Mitgliederversammlung fanden in diesem Jahr „im hohen Norden“ statt. Eingeladen hatten die Mitgliedsbetriebe Uwe Peckelhoff und Hans-Jörg Schacht. Bei bestem Wetter trafen sich am 4. und 5. Juni gut siebzig Züchter aus allen Teilen Deutschlands und der Schweiz zum Fleckvieh-Simmental Wochenende 2016.

Betriebspräsentation

Uwe Peckelhoff, Dorfstraße 346, 25920 Risum-Lindholm
Es ist als Landwirt sicher nicht verkehrt einen Viehhändler seines Vertrauens zu haben und auch umgekehrt hat eine langjährig gute Beziehung große Vorteile. Wenn der Viehhandel Uwe Peckelhoff GmbH & Co. KG geschäftlich mit dem Landwirtschaftsbetrieb Uwe Peckelhoff zu tun hat, ist all dies im positiven Sinn gegeben. Vielleicht lag darin auch ein Grund für den Beginn der Mutterkuhhaltung. Aus einem anfangs noch recht bunten „Kreuzungsmix“ entwickelte sich in den letzten Jahren eine noch kleine, aber feine Herdbuchherde, geführt in der Abt. FR der Rinderzucht Schleswig Holstein eG. Der landwirtschaftliche Nebenerwerb basiert auf einer Fläche von 34 ha (20 ha Grünland). Uwe Peckelhoff favorisiert großrahmige Mutterkühe und hat dafür betrieblich die entsprechenden Voraussetzungen, sprich eine dem entsprechende Standortqualität. Bei den Fleckvieh Kühen wird auf kompakte Kühe, auf Tiere mit hohen TZ ganz viel Wert gelegt. Aber darüber hinaus wird ruhiges Wesen und Umgänglichkeit ganz groß geschrieben. Die beiden erst gut zwei jährigen Herdenbullen strahlen genau dies aus. Das zeigte sich zum einen bei dem Rolf-Sohn VADIM, gezogen in MV und auch bei ECHT, einem Sohn des amtierenden Bundessiegerbullen Egon aus ST. Die Herde der aktuell 12 Fleckvieh-Herdbuchkühe wird sich perspektivisch zu Lasten der Kreuzungstiere noch ein wenig vergrößern. Also großrahmiges Fleckvieh hatten wir insofern erwartet, aber als sich da noch Kühe mit einer Kreuzbeinhöhe von über 170 cm zeigten, ging doch ein Raunen durch die Besucher. Neben Simmental gibt es fünf riesige fast weiße Rinder, Chianinas. Die größte Fleischrindrasse der Welt ist inzwischen auch im Herkunftsgebiet Italien selten geworden. Aber natürlich, der Schwerpunkt in der Rinderzucht ist und bleibt Fleckvieh Simmental. Uwe Peckelhoff ist seit vier Jahren Mitglied des Ausschuss Zucht im VDSi und möchte mithelfen die Zahl der Zuchtbetriebe in SH in den nächsten Jahren weiter zu erhöhen.

Hans Jörg Schacht, Ratzeburger Straße 36, 23843 Bad Oldesloe
Zwischen den beiden Gastgebern lagen noch einmal gut zwei Stunden Fahrt und so hatten wir Gelegenheit auch den Osten Schleswig-Holsteins ein wenig näher kennen zu lernen. Seit 1894 existiert die Traditionsschlachterei Schacht aus Bad Oldesloe als Familienbetrieb. Hans-Jörg Schacht hat die Firma 1991 von seinem Vater übernommen. Die Schlachttiere kamen und kommen aus Betrieben in der Umgebung und darüber hinaus wurde seit 1990 auch eine eigene Mutterkuhherde aufgebaut. Der Landwirtschaftsbetrieb umfasst 107 ha Grünland und 15 ha verpachtetes Ackerland bei einem Besatz von 50 Fleckvieh-Simmentalkühen und 20 genetisch hornlosen Charolaiskühen mit Nachzucht. Es ist für einen Schlachtbetrieb mit Mutterkühen sicher nicht die Norm sich der Herdbuchzucht zu widmen. Aber für Hans-Jörg Schacht war es ein logischer Schritt auf dem Weg zur Qualitätsfleischproduktion. Die Vorteile der Rasse Fleckvieh-Simmental wie hohe Milchleistung und beste tägliche Zunahmen in der Endmast wirkten dabei absolut überzeugend und haben sich voll bewahrheitet. Da die Weiden nicht arrondiert sind wird der Weidebetrieb mit mehreren kleinen Herden geführt. Dies ergibt die Möglichkeit die Herden sehr gezielt zusammen zu stellen, aber für die KB fehlt ganz einfach die Zeit. Was nun? Die Antwort lag auf der Hand, der Betrieb braucht mehrere Herdenbullen. Dies erklärt die doch recht hohe Anzahl von aktuell sieben Deckbullen im Betrieb. Die unterschiedliche Genetik auf der Vater- und MV-Seite ermöglicht eine sehr zielgenaue Anpaarung. Der Star des Tages war der knapp sechsjährige GERMANICUS Pp, ein KB Bulle der Bauern Genetik GmbH, der seit 2 Jahren im Betrieb Schacht für Nachkommen sorgt. Die Herden und die Nachzucht machten einen sehr guten Eindruck. Hans-Jörg Schacht formuliert als sein persönliches Zuchtziel: reinerbig genetische Hornlosigkeit, dunkel gedeckte Tiere mit Augenring, sehr guter Milchleistung und einem hohen Grundfutteraufnahmevermögen bei hohen TZ.

Mitgliederversammlung

Geschäftsbericht
Die Zahl der Mitglieder stieg auf nunmehr insgesamt 158 Betriebe. Das ist eindeutig positiv hat aber durchaus auch noch Entwicklungsspielraum nach oben. Das anzustrebende Ziel ist ein attraktiver Verband der den Interessen der Züchter und Halter der Rasse dient.

Das größte Ereignis des Jahres und wenn man so will Barometer für die IST-Situation war ganz eindeutig die 5. Bundsschau Fleckvieh-Simmental vom 16.- 17. Januar 2016 in Berlin. National und international hat die Schau sehr viel Anerkennung und Resonanz gefunden. Der ausführliche Bericht zur Schau findet sich im Fleischrind Journal 1/2016 und unter www.simmental.de. Im Geschäftsbericht wurde abschließend eine breite Diskussion zur künftigen Ausrichtung von Schauen für die Rasse in Deutschland angeregt. Gemeint ist dabei ganz konkret die Intensität der Schauvorbereitung und die Präsentation der Tiere.

Im Rahmen der Bundesschau war Berlin auch der Standort für das diesjährige, internationale Treffen der EVF Gruppe Beef Simmental. Im Mittelpunkt standen Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung und genomische Selektion. Anwesend waren Gäste aus Deutschland, der Schweiz, Dänemark, Irland, Tschechien und UK.

Zu den angebotenen Aktivitäten des VDSi gehört seit vielen Jahren auch eine Züchterreise. (mal im Inland, mal im Ausland). In diesem Jahr stehen sehr interessante Fleckviehbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Programm. Nach anfänglichem Zögern wurde das Programm doch ganz gut angenommen. Aber Interessenten können sich noch immer gern melden. (Programm www.simmental.de). Die Reise findet vom 19. bis 21. August statt.

Nach wie vor legt das Ehrenamt Wert auf die Kampagne „Qualitätsrindfleisch vom Simmental“. In Fortsetzung der Aktivitäten des Vorjahres wurde den Mitgliedern im Oktober 2015 ein sehr informativer Besuch des Schlachthof Kulmbach (Bayern) angeboten. Für den 25. Juni ist ein Workshop „fachgerechte Zerlegung“ geplant der sich vornehmlich an Direktvermarkter richtet und, nach dem Stand der Anmeldungen, große Resonanz hervorruft. Eine weitere dieser Thematik gewidmete Veranstaltung ist noch 2016 geplant. Mitglieder und Gäste werden rechtzeitig informiert.

Die Marktanalyse der Rinderzuchtorganisationen zeigte einen sehr guten Auktionsverlauf bei Jungbullen. Der Exportmarkt für weibliche Tiere ist verhalten, die Aussicht leicht positiv. Eine Belebung russischer Nachfrage scheint möglich. Sehr positiv für die Rasse war das Ergebnis der bundesweiten Auktion „best of“. Der VDSi wird auch 2016 unter dem Dach des BDF an der EuroTier in Hannover (15.-18.11.16) teilnehmen. Hannover gehört zu den wichtigsten Messen um national und international für die Rasse zu werben. Bis Ende Oktober sind dementsprechende Werbemittel vorzubereiten eine neue Ausgabe des „Simmental-Journals“ ist geplant.

Jungzüchterarbeit – Carolin Nagel
Die VDSi-Jungzüchter haben weiteren Zuwachs bekommen und das spricht sehr für die Stimmung und das Engagement der ganzen Gruppe. Aktuell haben sich 25 junge Leute unter der Leitung von Carolin Nagel für gemeinsame Erlebnisse und Vorhaben rund um Fleckvieh-Simmental zusammen gefunden. Der Schwerpunkt liegt auf den Vorführwettbewerben und Rasseschauen. Das Highlight des Jahres war der Bundesjungzüchterwettbewerb in Erfurt am WE 17./18. September 2015. Die Fleckvieh-Jungzüchter hatten ein tolles Ergebnis und der VDSi ist stolz auf den Nachwuchs. Natürlich darf und soll vor und nach den Schauen auch mal gefeiert werden. Am 28.11.2015 traf sich die Gruppe zur „Weihnachtsfeier“ bei Otfried Wischer, Garbsen (Niedersachsen). Ein weiterer Höhepunkt, der mit einem ganz großen Dankeschön an die ZBH und die Züchterschaft in Hessen verbunden ist, war auch das „Intensivwochenende“ am 24./ 25.April bei Familie Mario Walther, Frankfurt a. M. und Tobias Feucht, Bad Homburg. Insgesamt 18 junge Leute übten Tierbeurteilung und trainierten das richtige Vorführen.

Haushaltsbericht
Für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2015 wurden Einnahmen von 15.066,87 € und Ausgaben von 10.759,90 € nachgewiesen. Daraus ergibt sich ein positives Saldo von 4.306,97 €. Für das laufende Geschäftsjahr 2016 werden Einnahmen in Höhe von 26.614,40 € und Ausgaben in Höhe von 27.770,00 € erwartet. Die Unterschiede in Einnahmen und Ausgaben basieren im Wesentlichen auf der Bundesschau Berlin. Im Anschluss an den Bericht bescheinigten die Kassenprüfer eine gewissenhafte und korrekte Haushaltsführung. (Alle Belege lagen vor, alle Bilanzen wurden geprüft.) Die Mitgliederversammlung stimmte einstimmig für eine Entlastung von Vorstand und Geschäftsführer. Der Voranschlag für 2017 geht bei geschätzten Einnahmen von 14.000,00 € und Ausgaben in Höhe von 13.970,00 € ebenfalls von einem ausgeglichenen Haushalt aus. Das Unterkonto Rücklagen umfasst aktuell 1.500 €.

Wahlen
Der Beschlussfassung der Mitgliederversammlung unterliegen alle vier Jahre die Wahl des Vorstandes, die Wahl von Ausschussmitgliedern und die Wahl der Kassenprüfer. Der VDSI hat Verbandsmitglieder aus den Zuchtgebieten FHB, FVB, LTR, ZEH, SRV, RBB, RMV, RSH, RSA, ZBH. Pro Zuchtgebiet wird ein Ehrenamtsmitglied gewählt. Sieben Ehrenamtsmitglieder stellten sich der Wiederwahl. Für drei Kandidaten lagen neue Vorschläge vor. Von den Mitgliedern wurde entschieden bei mehreren Kandidaten (Vorstand, Ausschuss Zucht und Kassenprüfer) eine geheime Wahl durchzuführen. Nachdem sich alle Kandidaten vorgestellt hatten erfolgte die Wahl durch die MV. Die nachfolgenden sechs Kandidaten mit den meisten Stimmen (einfache Mehrheit) wurden in den Vorstand gewählt.

Claudia Pieter, Neustadt/Orla Thüringen
Hans Zill, Dietenhofen, Bayern
Thomas Engfer, Groß Helle, Mecklenburg-Vorpommern
Hartmut Scholl, Erndtebrück, Nordrhein-Westfalen
Thomas Eydner, Eulatal, Sachsen
Günter Hinck, Oldendorf, Niedersachsen

Einen festen Platz im Vorstand hat darüber hinaus der Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Rinderzüchter (ASR). Fritz Pilsl, München, wurde für dieses Amt bestätigt.

Der Ausschuss Zucht besteht aus den gewählten Vorstandsmitgliedern darüber hinaus wurden gewählt:
Uwe Peckelhoff, Risum-Lindholm, Schleswig Holstein
Michael Bock, Rathmansdorf, Sachsen-Anhalt
Karsten Heinze, Rotenburg-Braach, Hessen
David Jasny, Schipkau, Brandenburg

In der konstituierenden Sitzung hat der Vorstand Claudia Pieter als 1. Vorsitzende und Hans Zill als 2. Vorsitzenden bestätigt.

Für den Ausschuss Zuchtfragen wurde ohne weitere Kandidaten in offener Wahl einstimmig Carolin Nagel, Biederitz, Sachsen-Anhalt gewählt.

Für das Amt der Kassenprüfer stellten sich insgesamt vier Kandidaten der geheimen Wahl.

Gewählt wurden:
Kathrin Büchner, Straßberg, Sachsen-Anhalt
Marian Tittel, Niederroßla, Thüringen

Aus dem Ehrenamt ausgeschieden sind Matthias Urbach, Hans-Ullrich Peters, Hans-Jürgen Liptow und Lutz Marticke. Den ausgeschiedenen Mitgliedern und den Mitgliedern die sich zur Wiederwahl gestellt haben gilt ein ganz herzliches Dankeschön. Den neuen Mitgliedern wünschen wir viel Glück. Das Ergebnis insgesamt spricht in seiner Kontinuität sehr für das gesamte Ehrenamt. Der VDSi ist damit gut aufgestellt und kann sich weiter darauf konzentrieren den Verband im Interesse aller Mitglieder weiter zu entwickeln.

Beschlüsse
Der Antrag zur Schließung des Herdbuches Fleckvieh/Fleisch wurde in offener Abstimmung mit einhundert Prozent der Stimmen bestätigt und wird wirksam ab dem 01.01.2017. Die bundesweite Information erfolgt über das Fleischrind Journal und den BDF.

Abschließend möchten wir den Zuchtbetrieben Uwe Peckelhoff und Hans Jörg Schacht noch einmal ganz sehr Danke sagen. Die Atmosphäre der zwei Tage war von Herzlichkeit geprägt und der Besuch war insgesamt perfekt organisiert. In das Dankeschön einschließen möchten wir unbedingt auch den gastgebenden Zuchtverband, die Rinderzucht Schleswig-Holstein eG.

Gernot Pohl
Halle, den 13.06.2016